50 Jahre Schauspielhaus: Das Tal tanzt Pina

Mehr als 200 Wuppertaler haben sich zur Performance der berühmten Nelken-Line getroffen.

Wuppertal. Weltweit tanzen Menschen Pina Bauschs berühmte „Nelken-Line“. Am Samstagnachmittag machten auch rund 200 Wuppertaler mit sichtlicher Freude an der ästhetisch schönen Bewegung vor dem Schauspielhaus mit.

50 Jahre Schauspielhaus: Das Tal tanzt Pina
Foto: Andreas Fischer/Jochen Viehhof (l.)

Erst aber sangen alle gemeinsam „Happy Birthday, liebes Schauspielhaus“. Vor 50 Jahren wurde es eröffnet, seit 2013 ist es komplett geschlossen.

Neben zahlreichen Führungen durchs Haus, in dem bis zum Jahre 2022 das Pina-Bausch-Zentrum entstehen soll, wurde der runde Geburtstag unter dem Motto „Wuppertal tanzt“ fröhlich und ausgelassen gefeiert. Kurz vor 17 Uhr kamen die Ersten aus dem Schauspielhaus getänzelt. Drei Workshops hatte Julie Anne Stanzak, seit 1986 Tänzerin des Tanztheaters Wuppertal, vorher angeboten.

Es handelte sich um eine Geburtstags-Aktion, die die Pina-Bausch-Foundation organisiert hatte. Mehr als 80 Tanzbegeisterte in nahezu jedem Alter — darunter Schulkinder, Gruppen aus den Gemeinden oder auch einfach nur Tanzbegeisterte — hatten sich inspirieren lassen und die Choreografie der Reihe „Frühling Sommer Herbst Winter“ mit der Expertin zusammen eingeübt. Mit sparsamen Gesten, aber optisch von großer Wirkung, werden in der Reihe aus dem Stück „Nelken“ die Jahreszeiten beschrieben.

„Wer teilnimmt an der Nelken-Reihe — Arme hoch“, so forderte Stanzak die vielen Menschen gut gelaunt auf, die sich vor dem Schauspielhaus versammelt hatten. Auch spontan konnte noch mitgemacht werden, Startpunkt war die pinkfarbene Linie neben dem Schauspielhaus.

Die Tänzerin zeigte noch ein letztes Mal die Bewegungen, dann führte sie die lange Menschen-Reihe an.

Zur Musik von Louis Armstrongs „West End Blues“ schlängelten sich die Hobby-Tänzer und -Tänzerinnen, die sich alle eine rosafarbene Nelke angesteckt hatten, entlang des Schauspielhauses bis zum Cinemax — einmal um den Baum herum — und wieder zurück.

Und es sah beeindruckend aus, mit wie viel Begeisterung die Wuppertaler hier dabei waren. Zum Schluss, als die Musik endete, klang der Tanz langsam aus. Alle bemühten sich, das von Stanzak vorgegebene Ziel, im Anschluss wenigstens fünf Mittänzer zu umarmen, zu erreichen.

„Diese Reihe zu tanzen — überall auf der Welt wird das getan — ist eine wunderbare Erfahrung. Und ich bin begeistert, mit wie viel Enthusiasmus, Energie und Spaß die Menschen hier mitgemacht haben“, sagte Stanzak ganz überwältigt von der positiven Resonanz. Sie erklärte, dass die Nelken-Linie nach dem Ballett „Sacre de printemps“ ihr Lieblingsstück sei. Dass sich am Ende durch die Umarmung alle näherkommen ohne miteinander zu sprechen, sei in Pina Bauschs Stück ein ganz wichtiges Element.

Und auch die teilnehmenden Wuppertaler waren angetan: „Das hat die Tänzerin ganz toll gemacht. Ich musste erst mal reinkommen in die Choreografie. Das dauert, bis man ein bisschen Routine kriegt. Aber dann hat es geklappt“, erklärte Mittänzer Siegfried Leibner, der vorher bereits an einem Workshop teilgenommen hatte, ein bisschen stolz und bewegt.

Nicht nur für Fans des Tanztheater war es ein einmaliges Erlebnis: „Ich bin einfach an allem interessiert, was Pina Bausch gemacht hat“, sagte Ulrike Böttcher. Sie fand besonders schön, „dass wir aus dem Schauspielhaus heraus getanzt haben“. Und die Nelken-Linie sei einfach etwas ganz Besonderes: „Ich freue mich, wenn das Pina-Bausch-Zentrum Realität wird.“

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