Zuwanderung 2017 kamen nur 500 Flüchtlinge

Weitere 500 Menschen folgten ihren Familien. Die Stadt hält aktuell knapp 500 Plätze für die Unterbringung vorsorglich frei.

Zuwanderung: 2017 kamen nur 500 Flüchtlinge
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Stadt Wuppertal trägt monatlich Kosten von 74 000 Euro für die „Reserve“ an Wohnungen und Übergangsheimplätzen für Flüchtlinge. Das sagt Hans-Jürgen Lemmer, Leiter des Ressorts für Zuwanderung und Integration der Stadt. Und damit stehe Wuppertal „gnadenlos gut“ da. Denn WDR-Recherchen hatten kürzlich gezeigt, wie viel Kommunen in NRW für den Leerstand bei Plätzen für Geflüchtete zahlen. Demnach zahle etwa Mönchengladbach im Jahr etwa zehn Millionen Euro. In Wuppertal seien es im Jahr zwischen 600 000 und 740 000 Euro, sagt Lemmer — weil die 74 000 Euro eben nicht mal zwölf, sondern eher Mal acht oder zehn genommen werden müssten, wegen der Fluktuation bei der Belegung.

Die niedrigen Zahlen begründet er damit, dass die Stadt ein „sehr flexibles System zur Unterbringung“ habe und eben nicht wie viele andere Städte auf Flüchtlingsheime habe setzen müssen.

In Wuppertal leben derzeit etwa 10 000 Flüchtlinge — inklusive der 500, die im Jahr 2017 dazukamen und weiterer 500 Familienmitglieder, die nachgezogen seien.

96 Prozent dieser Menschen leben in Wohnungen. „Nur knapp 400 leben in Übergangsheimen“, sagt Lemmer. Davon hat die Stadt sechs Stück über das Stadtgebiet verteilt, wobei eines gerade geschlossen werde.

Aufgrund des Systems, das die Stadt von Anfang an forciert hatte, habe man auch kaum in die Berechnung des WDR gepasst, sagt Lemmer. Das dezentrale Unterbringungskonzept sei eben nicht mit dem der meisten anderen Kommunen vergleichbar. Trotzdem geht der WDR von einer Belegungsquote von 69 Prozent aus.

Die Stadt hat laut Lemmer aktuell 180 Plätze in den fünf Wohnheimen frei sowie 300 Plätze in Wohnungen — also etwa 70 Wohnungen, alle in der Größenordnung, dass sie nach möglichen Anerkennung eines Aufenthaltsstatus vom Jobcenter übernommen werden können.

Lemmer spricht dabei bewusst nicht von Leerstand, sondern von Reserve. Denn die müsse eben da sein, um für den Fall weiterer ankommender Menschen vorbereitet zu sein. „Wenn wir sonst bei steigenden Flüchtlings-Zahlen unvorbereitet sind und dann doch Turnhallen belegen müssten, würden uns die Leute fragen, ob wir denn nichts gelernt hätten“, sagt er. Und mit mehr Flüchtlingen müsse eben immer gerechnet werden, sagt Lemmer. Allein schon weil der Familiennachzug nur bis zum 31. März ausgesetzt worden sei. Wenn bis dahin keine neue Regierung im Amt sei und eine Entscheidung treffe, kämen eben wieder viele Familien nach. Aktuell dürften nur die von anerkannten Asylbewerbern nachgeholt werden, erklärt er.

Lemmer fordert, angesichts der Tatsache, dass eine Reserve eben unverzichtbar sei, dass die Kosten dafür vom Land getragen werden müssten und nicht von der Kommune.

Aktuell ist die Situation aber entspannt. Auch die sogenannte Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes im Art Hotel steht seit der 50. Kalenderwoche vorübergehend leer, erklärt die Bezirksregierung auf Anfrage. Für Februar kommenden Jahres sei ein Betreiberwechsel vorgesehen, vorher habe man die Chance genutzt, die Einrichtung temporär außer Betrieb zu nehmen — um Kosten zu sparen. Die Miet- und Nebenkosten, die die Bezirksregierung auch im Falle des Leerstandes zahlt, belaufen sich auf 85 500 Euro pro Monat. Im Laufe des Jahres seien monatlich durchschnittlich 232 Bewohner im Monat dort gewesen — bei bis zu 600 Plätzen. Die ersten Flüchtlinge waren im August 2016 eingezogen.

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