Wuppertal Feuertal-Festival: 2000 Mittelalter-Fans auf der Hardt

Das Feuertal-Festival lockte auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Freunde des Dark-Metal und Folk-Punk nach Wuppertal.

Wuppertal: Feuertal-Festival: 2000 Mittelalter-Fans auf der Hardt
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Das Mittelalter hat sich vor rund 500 Jahren aus Europa verabschiedet, doch seit etlichen Jahren findet das Zeitalter von Rittern, Gauklern und Burgfräulein hierzulande eine wachsende Zahl von Anhängern. Und manchmal ist der Schritt von der Moderne in die Vergangenheit eben so kurz wie am Wochenende auf der Hardt: Dort hat das mittlerweile 14. Feuertal-Festival gastiert.

Wuppertal: Feuertal-Festival: 2000 Mittelalter-Fans auf der Hardt
Foto: Stefan Fries

Ein kurzer Weg hinauf und durch eine schmale Gasse — schon sieht sich der Besucher versetzt in eine Gemeinde vornehmlich schwarz gekleideter Gestalten, die eifrig zwischen mittelalterlich angehauchten Marktständen und der Waldbühne hin- und herwuseln. Auf der Bühne treten derweil neun Bands auf, die bisweilen mehr, bisweilen weniger mit Motiven oder Versatzstücken des Mittelalters (Tod und Teufel, Flammensäulen, Gaukelei) arbeiten.

Wuppertal: Feuertal-Festival: 2000 Mittelalter-Fans auf der Hardt
Foto: Stefan Fries

Die musikalischen Stilrichtungen sind dabei sehr unterschiedlich und reichen von metallastigem Sound mit Rammstein-Anleihen (Lord of the Lost) oder Seefahrer-Weisheiten mit Mitgrölpassage und Piratenhut zum Aufsetzen (Mr. Hurley und die Pulveraffen) über irischen Folk-Punk (Fiddler’s Green) bis hin zum Mittelalter-Spektakel (Schandmaul). Die Headliner an den beiden Abenden sind die beiden letztgenannten Bands — sie stehen zugleich für ganz verschiedene Musikrichtungen.

Fiddler’s Green stammen zwar aus dem fränkischen Erlangen, fühlen sich musikalisch gesehen aber eher der grünen Insel verbunden. Dass sie dabei ein Akkordeon und eine Geige in ihrer Formation eingebunden haben, gibt dem ganzen den erwünschten irischen Touch. Vor allem Frontmann Ralf Albers sowie Gitarrist und Co-Sänger Patrick Prziwara zeigen Entertainer-Qualitäten, appellieren die Zuschauer zum fortwährenden Armeinsatz: „Lasst sie gleich oben. Das brauchen wir“, ruft Albers den Zuschauern zu. Manchmal lässt er so eine Arm-Welle durchs Rund gehen, dann wieder wie ein Hip-Hopper die Arme auf und ab wippen.

Schandmaul auf der anderen Seite ist ein alter Bekannter auf dem Festival. Die Band aus der Nähe von München trat schon sechs Mal dort auf. Und auch bei der siebten Vorstellung weiß der Musikfan, was ihn erwartet: deutscher Folkrock mit mittelalterlichen Instrumenten, schon mit Druck nach vorne, aber nicht zu krachig. Für die mittelalterliche Note sorgen Instrumente wie Dudelsack, Geige, Flöte oder Drehleier, die von den beiden Frauen der Band - Anna Katharina Kränzlein und Birgit Ines Muggenthaler-Schmack - gespielt werden. Gemeinsam mit Sänger Thomas Lindner stehen sie vorne an der Bühne, die übrigen drei Musiker bleiben eher im Hintergrund.

Die Organisatoren freuen sich auf jeden Fall über die gute Resonanz: Am Freitag lockt die Veranstaltung rund 1600 Besucher, am Samstag sind es 1800. Man sei mittlerweile in der Szene gut verankert und habe die Grenze der Kapazität fast erreicht, betont Veranstalter Marcus Grebe. „Wir haben hier auch Besucher aus Süddeutschland, der Schweiz, Österreich oder Holland.“ Erfreulich sei zudem, dass viele Musikfans an beiden Festivaltagen kommen. Immerhin etwa 400 von ihnen zelten in dem Freibad Mirke.

Mittlerweile ist das Festival überdies auch eine Veranstaltung für die ganze Familie geworden. Immer wieder sieht der Besucher Kinder mit Ohrschützern, die auf dem Arm oder den Schultern ihrer Eltern sitzen und mitklatschen. Mit Frau und Tochter ist am Samstag auch Christian Büscher aus Bochum gekommen. Da er ein Schandmaul-T-Shirt trägt, ist seine Lieblingsband unschwer zu erraten. Er gehe regelmäßig auf Mittelalter-Festivals, weil „wir uns dort wie Zuhause“ fühlen, erzählt er. Alle Leute seien freundlich, es gebe kaum Betrunkene oder Stress mit anderen Besuchern.

Und weil auch der Mittelalter-Fan um die Vorteile persönlicher Hygiene weiß, gibt es an einem Stand erstmals eine exklusive Feuertal-Seife zu kaufen. „Die haben wir mit einem begrenzten Auflage von 150 Stück gemacht“, sagt Wolfgang Rupp, der gemeinsam mit seiner Partnerin Sandra Bali die Reinigungsmittel verkauft. Die Seife hat die Form eines Feuertopfes, aus dem Flammen schlagen. 7,50 Euro kostet das Stück - mit immerhin zwei Euro pro Exemplar wird das Bergische Kinder- und Jugendhospiz Burgholz unterstützt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort