Justizvollzugsanstalt 150 Millionen Euro fürs Simonshöfchen

Das Justizministerium will das Gefängnis ab 2019 grundsanieren lassen.

Justizvollzugsanstalt: 150 Millionen Euro fürs Simonshöfchen
Foto: Kurt Keil

Vohwinkel. 150 Millionen Euro will das Land NRW in die Grundsanierung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Simonshöfchen in Vohwinkel investieren. Von 2019 bis 2021 soll der Gebäudekomplex modernisiert werden. Dies habe NRW-Justizminister Thomas Kutschaty auf einer Sitzung des Rechtsausschusses in Luxemburg mitgeteilt, wissen die drei Wuppertaler SPD-Landtagsabgeordneten Dietmar Bell, Andreas Bialas und Josef Neumann. Das Geld solle noch in diesem Jahr in einem Nachtragshaushalt eingestellt werden. „Kutschaty machte deutlich, dass die über 500 Plätze für Strafgefangene in der Wuppertaler JVA auch künftig dringend benötigt werden“, heißt es in einer Mitteilung der drei Politiker.

Seit einigen Monaten wird die JVA bereits saniert. Dafür hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW rund fünf Millionen Euro eingeplant. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Am 26. April hat die Landesregierung eine umfassende Grundsanierung der JVA Wuppertal-Vohwinkel beschlossen“, bestätigt Detlef Feige, Pressesprecher des Justizministeriums. „Die Gesamtkosten der Grundsanierung veranschlagt der BLB NRW mit rund 148,8 Millionen Euro. Daran wird sich die Justiz mit rund 103 Millionen Euro beteiligen.“ Die Grundsanierung sei notwendig, weil viele Bauteile und technische Anlagen der 1980 eröffneten JVA inzwischen saniert werden müssten. Gleichzeitig wachse der laufende Instandhaltungsaufwand an.

In der Justizvollzugsanstalt selbst weiß man noch gar nichts von der geplanten Großsanierung. Anstaltsleiter Heinz-Werner Haucke war von der WZ-Anfrage überrascht: „Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Anstalt dringend sanierungsbedürftig ist und wir im Gespräch mit dem BLB und dem Justizministerium sind.“ Er sei vom Ministerium zu keiner Stellungnahme gebeten worden und wisse noch nicht einmal, dass die JVA Vohwinkel für solch ein Großprojekt überhaupt „in Augenschein genommen worden“ sei. Was hinter den 150 Millionen Euro für Vorstellungen steckten, sei ihm nicht bekannt. Die Größenordnung lasse ihn aber an den Neubau der JVA Ronsdorf vor einigen Jahren denken. Auch Mitarbeiter des BLB, die wegen der aktuellen Sanierungen vor Ort sind, wüssten nichts von einer großen Sanierung. Dass im Simonshöfchen dringend etwas getan werden müsse, sieht Haucke aber auch so: „Unsere Haftabteilungen haben eine Größenordnung, die in den 1980er Jahren hochmodern war. Aber heute sind Wohngruppen in den Anstalten Standard, was aber wegen der Außenhülle des Gebäudes, dem Korpus, hier nicht möglich ist“, sagt Haucke. Die JVA Vohwinkel sei damals als reine Untersuchungshaftanstalt konzipiert worden. Besuchs- und Arbeitbereiche entsprächen daher nicht den Bedürfnissen einer Vollzugsanstalt.

Schon jetzt laufen Sanierungen — aber nicht der Zellen Bei der derzeitigen Sanierung, die seit Januar im laufenden Betrieb durchgeführt wird, handelt es sich im Wesentlichen um eine Asbestsanierung. Dabei werden die Versorgungsschächte, die zu allen Räumen führen, von Asbest befreit. Bis Dezember dieses Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Eine Modernisierung der Zellen war bei den aktuellen Bauarbeiten nicht angedacht. Da aber der Bedarf an Haftplätzen groß und die Notwendigkeit für Erneuerung in Vohwinkel gegeben zu sein scheint, will das Land nun 150 Millionen Euro bereitstellen.

„Dass das Simonshöfchen komplett saniert werden soll, ist mir bekannt. Aber von der Summe wusste ich noch nichts“, sagt Peter Brock vom Bund der Strafvollzugsbediensteten. „Bei 150 Millionen Euro könnte ich mir vorstellen, dass die Hafttrakte abgerissen und neu gebaut werden sollen.“ Auch Erweiterungsbauten wären nach Brocks Einschätzung denkbar. Aber wieso wird jetzt saniert, wenn 2019 alles abgerissen wird? Die Begründung sieht Peter Brock darin, dass derzeit dringend Haftplätze benötigt würden. „Den Zeitplan sehe ich aber kritisch, weil andere JVA wie Willich, Köln, Iserlohn und Münster, erst einmal gebaut werden müssen, damit die Häftlinge dort untergebracht werden können.“

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