112 Millionen Euro nur für die maroden Straßen

Nach dem harten Winter dauern die Reparaturen bis Ende Juni. Für echte Sanierungen fehlt das Geld.

Wuppertal. Nach dem strengen Winter 2008/2009 weisen allein in Wuppertal gut 50 Straßen erhebliche Schäden auf. Das bestätigt die Stadtverwaltung auf WZ-Nachfrage. Um zumindest die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, werden die betroffenen Strecken notdürftig repariert - was noch bis Ende Juni dauern wird. Eine Sanierung auf lange Sicht ersetzt das allerdings nicht. Dafür fehlt der Stadt seit Jahren das Geld. Insgesamt müssten allein in die Sanierung maroder Straßen gut 112 Millionen Euro investiert werden. Noch nicht berücksichtigt sind in dieser Rechnung marode Brücken und Stützmauern.

Allein in die Reparaturen besonders beschädigter Fahrbahnen habe man in den vergangenen Wochen insgesamt 7000 Arbeitsstunden und Material im Wert von 60.000 Euro investiert, berichten Verkehrsdezernent Frank Meyer und Uwe Seidel vom Verkehrsressort: Verbaut wurden dabei bislang 530 Tonnen Heiß- und 35 Tonnen Kalt-Asphalt sowie 400 Liter Klebemittel. Extern wurden Straßenarbeiten im Wert von 185.000 Euro vergeben. Das alles ist - im wahrsten Sinne des Wortes - nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Seit langem marode Straßen boten dem Frost im Winter eine ideale Angriffsfläche - auch Treppenaufgänge waren betroffen und als solche zum Teil gar nicht mehr zu erkennen. Selbst Steinplatten haben die wochenlangen Minus-Temperaturen zugesetzt - Schlaglöcher und abgeplatzter Asphalt gehören seit Jahren zum vertrauten Bild auf Wuppertaler Straßen. Eine Konsequenz sind Hinweisschilder auf Straßenschäden und drastische Tempolimits. So wurden unter anderem an der Echoer Straße auf einem Teilstück Tempo-10-Schilder aufgestellt. Und mit Beginn der Motorrad-Saison spitzt sich die Situation auf den Straßen noch weiter zu. "Natürlich sind wir für jeden Hinweis auf Schäden dankbar", sagt Meyer.

Am Sanierungs-Stau ändert das alles nichts: Saniert wird erst, wenn es gar nicht mehr anders geht. Und dann - wie zum Beispiel an der Nützenberger Straße - nur Stück für Stück, was sich ebenfalls über Jahre hinziehen kann. Hinzu kommen immer neue Sanierungsfälle - wie zum Beispiel die Werther Brücke in Barmen oder die Brücke am Südstraßenring.

Und auch die Autofahrer bezahlen den immer schlechteren Zustand der Stadtstraßen aus eigener Tasche - zum Beispiel in Form verschlissener Stoßdämpfer. Im Prinzip müsse es ein eigenes Konjunktur-Programm nur für die marode Verkehrsinfrastruktur in besonders betroffenen Städten geben, sagt Dezernent Meyer. "Im Rahmen der Möglichkeiten" weise man über den Deutschen Städtetag auf die Probleme hin - und hofft nach wie vor auf Hilfe von außen.

Während die Straßen-Probleme in Wuppertal immer drängender werden, freut man sich in Düsseldorf über die Nachricht, "dass die Deutsche Alleenstraße nun auch durch unser schönes Nordrhein-Westfalen führt", wie NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg und Verkehrsminister Lutz Lienenkämper mitteilen. In Wuppertal gehört die Landesstraße 411 zwischen Beyenburg und Remscheid zur Deutschen Alleenstraße und ist besonders ausgeschildert. Die Landesregierung ist hocherfreut: "Touristische Straßenrouten haben ihren besonderen Reiz", heißt es.

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