100. Geburtstag: Alte Synagoge erinnert an Warenhaus Tietz

Die Begegnungsstätte Alte Synagoge erinnert mit einer Ausstellung und Vorträgen an die lange Geschichte des Einkaufshauses.

Elberfeld. „Auch wenn das Geld nicht für alle Einkäufe reichte, einmal in der Woche musste man ins Warenhaus Tietz“, erinnert sich die Wuppertalerin Freia Engelhardt-Schwafertz. Ihre Gedanken zum Kaufhaus am Neumarkt stehen auf einer großen Tafel in einem Schaufenster des Kaufhofs. Daneben liegen ein altes Kaffeeservice der Hausmarke Tietz, Zeugnisse aus dem frühen 20. Jahrhundert von Tietz-Angestellten und Untersetzer mit echtem Preisschild.

In den letzten Wochen hatte die Begegnungsstätte Alte Synagoge die Wuppertaler dazu aufgerufen, alte Erinnerungsstücke an das Warenhaus für eine Schaufenster-Ausstellung zu verleihen. Das Ergebnis im Schaufenster an der Nordfassade zeigt, dass das Kaufhaus immer noch präsent ist. „Der Name Tietz findet immer noch Anklang und ist vor allem den älteren Generationen noch geläufig“, sagt Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal.

Dabei steht der Name Tietz seit fast 80 Jahren nicht mehr an dem Kaufhaus. 1933 wurde das Unternehmen von Alfred Leonhard Tietz zwangsarisiert, Leonhard Tietz AG in Westdeutsche Kaufhof AG umbenannt. „Der Name Tietz sollte aus der Erinnerung ausgelöscht werden“, sagt Michael Okroy. Der Historiker hat zur Geschichte des Warenhauses Tietz am Neumarkt eine Veranstaltungsreihe konzipiert.

Denn das Gebäude wird am 24. April 100 Jahre alt. Unter dem Motto „Konsumtempel und Ort der Moderne“ wird bis zum 27. April an die glanzvolle Geschichte des Hauses erinnert.

„Tietz war ein Kaufpalast, ein KaDeWe für Wuppertal“, sagt Okroy. 1889 hatte der Stralsunder Unternehmer Leonhard Tietz — Vater von Alfred Leonhard — sein erstes kleines Geschäft in Elberfeld eröffnet. „Er hat damals die wirtschaftlichen Möglichkeiten in Elberfeld gesehen“, sagt Schrader. Von dort aus nahm sein Unternehmen einen rasanten Aufschwung. Seine Geschäftsprinzipien waren damals neu und revolutionär: feste Preise, kein Kaufzwang, Umtauschmöglichkeiten bei den Waren.

In Elberfeld mündete dieser Aufschwung im Bau des Kaufhauses am Neumarkt. Drei Lichthöfe, sechs Treppenhäuser und zehn Fahrstühle machten das Gebäude zu einem beliebten Anziehungspunkt in der Stadt. „Mit der Veranstaltungsreihe wollen wir die unterschiedlichen Facetten des Kaufhauses und die Familie Tietz als Pioniere des Warenhauses zeigen“, sagt Okroy.

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