Zensus 2011: Wer will in Sprockhövel Interviews führen?

Die Stadt benötigt 42 Bürger, die Fragebögen an der Haustür verteilen — bislang haben sich nur sechs Interessenten gemeldet.

Sprockhövel. Die Resonanz hält sich in Grenzen. Freundlich ausgedrückt. Es sieht nach einer schwierigen Suche aus. Die Stadt benötigt 42 Interviewer, die ab 9. Mai insgesamt zehn Prozent der Bevölkerung — also rund 2580 Bürger — in Sprockhövel besuchen und Fragebögen verteilen sollen. Wie wohnen die Menschen? Welche Bildung, welches Alter, welchen Job haben sie? Fragen über Fragen.

Was 1987 noch Volkszählung hieß, nennt sich jetzt Zensus 2011. Doch bislang haben sich erst sechs Interessenten auf den Aufruf der Stadt gemeldet. Dabei gibt es sogar Aushänge in den Universitäten Wuppertal und Bochum. „Bis Ende dieser Woche werden wir deshalb unsere Wahlhelfer anschreiben“, erklärt Uwe Kellner vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. Es ist bereits Plan B. Schon 1987 sei es nicht einfach gewesen, genug Interessenten zu bekommen. „Dabei wurde damals noch nicht so viel abgefragt“, erinnert sich Kellner, der vor 23 Jahren selbst Interviews führte. „Als Notfallplan müssten diesmal wieder städtische Mitarbeiter rundgehen“, so Kellner, aber die würden dann an anderer Stelle natürlich fehlen.

Ob es anderen Städten im Kreis bei der Suche besser geht, scheint fraglich. Die zentrale Erhebungsstelle wurde in Witten eingerichtet. „Sonst hat keine Stadt wie vorgeschrieben eine eigene abgeschottete Statistikstelle gehabt“, sagt Kellner. „Für unsere Stadt bleibt damit nur die Aufgabe, die Interviewer zu besorgen und Daten weiterzugeben.“

Wer überhaupt vom 9. Mai bis 31. Juli Besuch in Sprockhövel erhalten wird, steht noch nicht fest. Nach dem Zufallsprinzip werden die Bürger ausgewählt. Bis November sollen die Auswertungen erfolgt sein. Es besteht eine gesetzliche Pflicht, die Fragen zu beantworten. Lediglich die Auskunft zur Religionszugehörigkeit ist freiwillig. Bußgelder bis zu 5000 Euro können verhängt werden, heißt es von Seiten des Gesetzgebers.

Kritiker fragen, warum man die Daten überhaupt erfragen müsse. Auch von der Verletzung des Datenschutzes ist die Rede. Die Städte erhoffen sich dagegen wichtige Erkenntnisse. „Es geht etwa darum, wie viele Kindergartenplätze eine Stadt benötigt“, sagt Kellner. Man wolle Tendenzen herauszufinden, zum Beispiel, wo jemand hingezogen ist oder hinziehen will.

Und alte Fehler sollen korrigiert werden. Laut Einwohnermeldeamt kommt Sprockhövel auf 25 800 Einwohner — das Land rechnet seit Jahren allerdings mit 300 weniger. Eine nicht unwichtige Diskrepanz, wenn es um den Verteilungsschlüssel bei den Landesmitteln geht.

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