Windrad – Jahresbilanz und Zukunftsmusik

Ein Jahr nach der Inbetriebnahme seines Windrades am Winterberg blickt Betreiber Heinrich Reuter entspannt zurück.

Obersprockhövel. Wilde Spekulationen machten die Runde. In den kühnsten Phantasien schossen am Fuß des Windrades auf dem Winterberg Bratwurststände wie Pilze aus dem Boden. Die Imbissbuden hätten jene Touristen versorgt, von denen die Phantasten ganze Busladungen in Obersprockhövel einfallen sahen - nicht zuletzt um den Preis, dass der Fremdenverkehr seine Trampelpfade durch die Natur ziehen werde.

Nun sind Windräder nicht so einmalig wie das Hermannsdenkmal, hat das Interesse an der Anlage auf dem Winterberg längst nachgelassen. Ein Jahr nach der Inbetriebnahme blickt der Betreiber Heinrich Reuter entspannt auf den Wirbel um das Windrad zurück. "Natürlich wirkt das gigantisch, wenn man davor steht. Inzwischen ist aber die Neugier befriedigt. Mir selbst passiert es, dass ich am Windrad vorbeifahre und es gar nicht bemerke."

Die Ruhe resultiert auch daraus, dass der 131 Meter hohe Riese sämtliche Erwartungen erfüllt. Zwar habe es zunächst einige Anlaufschwierigkeiten gegeben, seien manche Defekte zu beheben gewesen. Das aber sei durchaus normal.

Nachdem die Anlage nun optimal eingestellt sei, habe sie eine Leistung von etwa 4 Millionen Kilowattstunden im Jahr erreicht und könne 4000 Bürger mit Strom versorgen. Dabei sei 2008 nicht einmal ein günstiges Wind-Jahr gewesen.

Reuter, Inhaber des Berger Hofes in Hattingen, ist sehr wohl bewusst, dass im Bergischen Land nur eingeschränkte Möglichkeiten bestehen, die Windkraft zu nutzen. Der Winterberg besitze zwar noch einige Kapazitäten, die wolle er aber keinesfalls nutzen. da immer auch die Wohnqualität der Nachbarn zu berücksichtigen sei. Die gesetzlichen Auflagen habe er stets streng eingehalten und werde das auch weiterhin tun. Wolf Leute, einer der Nachbarn, die derzeit die Baugenehmigung für das Windrad anfechten wollten, wollte gegenüber der WZ keinen Kommentar zu diesem Thema geben.

Reuter indessen sagt, die Akzeptanz von Windrädern sei generell gestiegen. Windkraft stelle zunehmend ihre Vorzüge unter Beweis. Mittlerweile könne der gewonnene Strom auch über große Distanzen befördert werden, so dass der Nutzen eben nicht mehr ortsgebunden sei. Für machbar hält Reuter auch, dass Elektroautos den per Windrad erzeugten Strom tanken könnten. Das sei Zukunftsmusik, weil Politik und Wirtschaft die Weichen stellen müssten. Dafür aber sei es fünf vor zwölf.

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