Verkehrssicherheit: An der Einmündung der Angst

Im Dezember landete ein Auto in Haßlinghausen mitten in einem Eckhaus. „Nichts ist passiert, um das für die Zukunft zu verhindern“, beklagen die Anlieger.

Haßlinghausen. Wenn Gabriele Menzler an ihrem Schreibtisch im Hasslinghauser Reisebüro sitzt, hat sie durchs Schaufenster die Straße genau im Blick. Und jedes Mal, wenn insbesondere ein Lastwagen vom Rathausplatz in die Gevelsberger Straße einbiegt und im Kurvenverlauf kurzzeitig auf sie zusteuert, der Fahrer vielleicht noch Gas gibt, um bei grün über die Ampel zu kommen, steigt ihr Adrenalinspiegel.

Verständlich, denn am 23.Dezember 2008 landete ein Audi genau in ihrem Laden. Dass ihr damals nichts passierte, grenzt an ein Wunder. Doch, auch wenn sie das Geschehen erstaunlich gut verarbeitet hat, bleibt ein Gefühl der Schutzlosigkeit.

Umso unverständlicher findet es Gabriele Menzler, dass Stadt und Landesbetrieb Straßen keine weiteren Sicherungsmaßnahmen für den Bürgersteig an der Ecke Gevelsberger/Mittelstraße getroffen haben. Die Pfosten sind nur schwach einbetoniert, der Wegweiser Richtung Gevelsberg, der damals quasi wegrasiert wurde, ist erneuert. Das war’s. Noch nicht einmal eine Kette ist an dieser auch von vielen Schulkindern genutzten Ecke gespannt.

Hausbesitzer Horst Dietrich Zimmermann hat das schon per Anwalt beim Ordnungsamt und beim Landesbetrieb moniert. Erst letzte Woche lag einer der Pfosten - offenbar vom ausschwenkenden Heck eines Lasters umgerissen - auf dem Bürgersteig. Sein Haus, Baujahr 1885, hat in den vergangenen Jahrzehnten wohl häufiger Kontakt mit Blechkarossen gehabt wie die nach dem Unfall vom Dezember freiliegenden Balken zeigten.

Ein weiteres Ärgernis: Wenn auf der Geradeausspur an der Mittelstraße Autos widerrechtlich Richtung Sparkasse wenden und den Verkehr blockieren, mogeln sich viele auf der Abbiegespur vorbei und erzeugen so gefährliche Situationen.

Bei der Stadt und beim Landesbetrieb sieht man aber keinen Handlungsbedarf. "Der Unfall im Dezember war ein Einzelfall und klar durch Verschulden der Fahrerin ausgelöst", sagt Angelika Densow vom Ordnungsamt. Man habe das mit Kreispolizei und Landesbetrieb noch einmal unter die Lupe genommen und sei sich einig, dass weitere Sicherungsmaßnahmen "nicht für notwendig erachtet werden".

"Einen Lkw würde auch keine Leitplanke aufhalten", sagt Densow und befindet sich auf einer Linie mit Michael Vosloh vom Landesbetrieb. "Die Einmündung ist über Ampeln und Fußgängerüberwege klar ausgewiesen", sagt Vosloh. Allerdings solle der Bereich 2010 mit einer Ampelanlage neuer Generation ausgestattet werden, die besser sichtbar ist.

Für Gabriele Menzler ist das allerdings nur ein schwacher Trost. "Früher habe ich oft im Scherz gesagt, irgendwann steht hier mal eine Auto drin." Die Realität hat sie eingeholt.

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