Überstunden wegen Schweinegrippe

Wie zwei Ärzte in Sprockhövel mit der neuen Impfwelle zurechtkommen.

Haßlinghausen. Kinderärztin Erika Ostholt hat derzeit einen langen Arbeitstag. "Vor neun, halb zehn komme ich abends nicht aus der Praxis", berichtet sie. Neben den normalen Patienten, die in der aktuellen Grippezeit ohnehin häufiger sind, brauchen die Impfungen gegen die Schweinegrippe ihre Zeit. Etwa 300 Impfungen seien es bisher gewesen, rund 300 Patienten stünden noch auf der Liste, sie müssten sich aber erst einmal etwas gedulden.

Für nächste Woche hat die Ärztin 100 Impfdosen bestellt, der anfängliche Plan, nur dienstags und donnerstags zu impfen, funktioniere aufgrund der gesteigerten Nachfrage nicht mehr. Die Patienten kämen von überall her. Damit bestätigt sie indirekt einen Vater, der in einem Internetforum darüber berichtete, dass er in Witten vergeblich nach einem Kinderarzt gesucht habe und sich über die "Impfbürokratie" beklagte.

Eine Einverständniserklärung, dass man über eventuelle Nebenwirkungen der Impfung aufgeklärt sei, muss auch bei Erika Ostholt ausgefüllt werden. Neben nicht unüblichen Rötungen und Muskelschmerzen an der Einstichstelle habe es in ihrer Praxis bisher aber nur in einem Fall eine schlechte Reaktion auf die Impfung gegeben.

Ein junger Patient erlitt einen Schock. Er litt an einer Eiweiß-Allergie, was auf dem vorher auszufüllenden Merkblatt allerdings nicht angekreuzt war. In solchen Fälle darf nicht geimpft werden. Mit einem Medikament und einer Infusion, konnte Ostholt den jungen Patienten aber schnell wieder stabilisieren, ließ ihn jedoch noch zur Sicherheit im Krankenhaus übernachten.

Auch Dr. Roland Sorgenicht hat in seiner Praxis bisher rund 300 Patienten geimpft. Rückmeldungen habe er bisher nur von seiner 17-jährigen Tochter, die bei ihm drei Tage lang über Schmerzen im Arm klagte. Gerade jüngeren Menschen bis 25 Jahre rät Sorgenicht allerdings zur Impfung, weil die meisten Erkrankten bisher aus diese Altersgruppe kämen. 200 Impfdosen hat er noch bestellt. Inzwischen melden sich die ersten seiner älteren Patienten zur zweiten Impfung an, die bei über 60-Jährigen vorgenommen werden soll. Noch gebe es bei ihm keine Engpässe, seine Zuliefer-Apotheke habe aber angedeutet, dass es künftig knapper werden könnte.

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