Tunnel Schee bleibt bis zum 2. Januar gesperrt

Zehn Fledermausarten sollen in der Verbindung zwischen Sprockhövel und Wuppertal in Ruhe überwintern.

Tunnel Schee bleibt bis zum 2. Januar gesperrt
Foto: Andreas Fischer

Sprockhövel/Wuppertal. Familientraditionen zum Jahreswechsel gibt es wohl auch bei Fledermäusen. Eine Vorliebe für Silvesterkracher gehört auf jeden Fall nicht zu den Gewohnheiten der scheuen Säugetiere. Da sie keine Knaller und Böller mögen, bleibt der Tunnel Schee vom heutigen Mittwoch bis zum 2. Januar geschlossen. Denn in dem Tunnel, der die Verbindung zwischen Sprockhövel und Wuppertal auf der Nordbahntrasse ist, überwintern etwa zehn unterschiedliche Fledermausarten. Mit der Vollsperrung setzt die Stadt Wuppertaleine Auflage der Bezirksregierung um, da die Tiere unter einem besonderen Schutz stehen.

„Der Tunnel Schee ist eines der wertvollsten Winterquartiere, das wir in der Umgebung für Fledermäuse haben“, erzählt Jörg Liesendahl vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Sperrung über Silvester sei ein Kompromiss, den die Stadt Wuppertal mit dem Landesumweltamt geschlossen habe, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden. Denn jedes Mal, wenn Fledermäuse aus ihrer Winterruhe aufwachten, verbrauchten sie unnötig viel Energie. „Passiert es mehrmals, dass sie geweckt werden, haben sie im Frühjahr nicht mehr genügend Kraft“, betont Liesendahl. Silvesterraketen seien daher gefährlich für die Fledermäuse. Da manche Menschen es aber lustig fänden, in Tunneln und Unterführungen Silvesterböller zu zünden, müsste der Tunnel Schee vorsorglich gesperrt werden. „In der Zeit bis zum 2. Januar werden die Türen des Tunnels verschlossen, damit niemand rein kann“, verdeutlicht Kathrin Petersen, Pressesprecherin der Stadt Wuppertal.

Jörg Liesendahl

Wie viele Fledermäuse im Tunnel Schee leben, können weder die Experten der Verwaltung noch des BUND sagen. Ein Gutachter hatte 2015 aber zehn Arten festgestellt. „Sie haben alle unterschiedliche Interessenlagen, wo und wie sie schlafen“, erläutert Jörg Liesendahl. Deshalb könne man sie nicht einfach zählen. Während die Zwergfledermaus sich gern in enge Nischen zurückziehe, die für Menschen nicht einsehbar seien, grabe sich die Wasserfledermaus am liebsten in Kies ein. Andere Arten hingen an der Decke. Eines sei all den Tieren aber gemein: „Es gibt bei ihnen so etwas wie eine Familientradition: Zum Überwintern geht’s in den Tunnel Schee“, sagt Jörg Liesendahl. Fledermäuse würden - wie Menschen - wichtige Informationen an ihre Kinder weitergeben. Der Tunnel Schee habe sich dabei als optimales Winterquartier etabliert, wie der Ottenbrucher Tunnel in Wuppertal als Partnertreff bei den Fledermäusen beliebt sei.

Ab dem 3. Januar kann der Tunnel Schee wieder passiert werden. „Zum Schutz der Fledermäuse wird es zusätzlich nachts eine eingeschränkte Nutzbarkeit des Tunnels von Mitte Februar bis Mitte April geben“, kündigt Thomas Eiting von der Stadt Wuppertal an. „Der Tunnel wird in dieser Zeit nachts nicht beleuchtet und darf nicht befahren und begangen werden, damit in dieser Zeit die Fledermäuse aus ihren Winterquartieren ungestört ausfliegen können.“ Da die Artenschutzmaßnahmen beim Ausbau des Tunnels gute Erfolge zeigten und auch die bisherigen Fledermausuntersuchungen positiv bewertet worden seien, verzichte die Stadt auf die komplette Wintersperrung von Anfang November bis Mitte April.

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