Therapiehelfer auf vier Pfoten

Die geprüften Hunde werden als Mittel bei der Behandlung von Patienten eingesetzt.

Niedersprockhövel. Noch liegen Enja (1) und ihr älterer Onkel Clemens (5) entspannt auf dem Boden. Unter ihnen liegen ein Zahlenteppich und eine flauschige Matte. Immer wieder fallen die Augen zu. Doch die vermeidliche Ruhe der beiden täuscht — denn mit den Ohren sind die zwei Golden Retriever unter Hochspannung dabei. Das müssen sie auch, denn erst über die Ohren und die Kommandos ihres Frauchens werden Clemens und Enja zu Co-Therapeuten, die an der Seite von Heilpraktikerin Christina Schwoerer-Böhning im Bereich der Physiotherapie als sogenannte Therapiehunde im Einsatz sind.

Am Dienstag war das Mensch-Tier-Team in der Besuchsdienstgruppe bei der Familienhilfe Sprockhövel e.V. im evangelischen Gemeindehaus am Perthes-Ring zu Gast und bot Einblicke in ihre Arbeit bei tiergestützten Therapien. Was in den USA wohl schon lange praktiziert wird, ist hier verstärkt im Kommen und für Physiotherapeutin Christina Schwoerer-Böhning nichts Neues: „Vor zwei Jahren hat Clemens die Prüfung zum Therapiehund abgelegt. Seitdem nehme ich ihn mit in meine Praxis. Dort funktioniert er als eine Art therapeutisches Mittel, das die Behandlung von neurologischen Krankheitsbildern erweitert.“ Zu seinen Patienten gehören unter anderem an Mutipler Sklerose erkrankte Menschen. Auch Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben oder an Formen der Demenz leiden, steht Vierbeiner Clemens zur Seite.

„Am Anfang war das ein richtiges Drama. In den ersten Jahren ist Clemens mit läufigen Hundedamen ausgerissen und wurde sogar von der Polizei nach Hause gebracht“, verrät Christina Schwoerer-Böhning und bringt damit auch die Zuhörer zum Lachen.

Dank der Steinfurter Therapiebegleithundmethode (so der Name der Ausbildung) und einigen Stunden in der Hundeschule ist davon heute keine Rede mehr. Die Gehorsamsübungen sitzen, immer wieder sucht Clemens zu seinen Zuhörern Kontakt, wirkt zugänglich, ruhig und menschenfreundlich.

„Toll“, rutscht es Anna Neufelder, einem Mitglied der Besuchsdienstgruppe, über die Lippen, als die Therapeutin das Hund-Tier-Konzept anschaulich vorführt. Auf dem Zahlenteppich stehend legt sie Hundeleckerlies auf die verschiedenen Ziffern. Enja und Clemens greifen erst zu, wenn das entsprechende Kommando kommt. „Wenn meine Aufmerksamkeit dem Patienten gehört, muss ich mich auf meinen Hund verlassen können. Deswegen sind solche Gehor-samsübungen wichtig“, erklärt die Heilpraktikerin.

Dass Tiere positive Auswirkungen auf Menschen haben, ist für Christina Schwoerer-Böhning unbestritten: „So erreiche ich auch den kognitiven und emotionalen Bereich meiner Patienten — über den motorischen hinaus.“ Denn oft sei der Hund eine Möglichkeit, Barrieren zu überwinden oder längst verloren geglaubte Fähigkeiten zu nutzen, so Schwoerer-Böhning.

Weitere Informationen über ihre Arbeit findet man im Internet auf der Seite www.physio-handundfuss.de

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