Sterne aus Glas für die Sternenkinder

Udo Unterieser gestaltet Stelen für das Grabfeld auf dem Barmer Friedhof Schützenstraße.

Sterne aus Glas für die Sternenkinder
Foto: Anna Schwartz

Haßlinghausen. Glassteine mit einem Stern in fröhlichen Farben warten derzeit bei Glaskünstler Udo Unterieser darauf, an ihren Bestimmungsort zu kommen: Sie werden demnächst eine Grabstelle für tot geborene oder kurz nach der Geburt verstorbene Kinder auf dem Friedhof Schützenstraße in Wuppertal-Barmen markieren. Der Sprockhöveler Künstler hat sie gefertigt, um den Ort der Erinnerung für Eltern und Geschwister sogenannter Sternenkinder zu gestalten.

Udo Unterieser, Glaskünstler

Auf dem Friedhof gibt es seit 2000 ein Gräberfeld für Sternenkinder. Das wird nicht mehr belegt, seit ein neues Gräberfeld angelegt ist. Das ältere Gräberfeld wollen die Katholische Krankenhausseelsorge und die Sternenkinderambulanz, die sich um betroffene Familien kümmern, aber weiter als Ort der Erinnerung pflegen. Dafür hatte der damalige Pfarrer und Krankenhausseelsorger Bernhard Uedelhoven eine ansprechende Gestaltung gesucht und den Künstler angesprochen, den er auch als Gestalter zahlreicher Kirchenfenster in Wuppertal kennt.

„Ich lade ja regelmäßig in mein Atelier ein“, erzählt Udo Unterieser. Bei einem solchen Tag der Offenen Tür habe der Pfarrer ihn angesprochen. Unterieser setzte sich mit dem Thema auseinander, machte einen Vorschlag, der Uedelhoven gefiel.

Neun Stelen sind es, die über Spenden finanziert wurden. Auf jeweils zwei Stahlstangen sind die 22 x 22 Zentimeter großen und 2,5 Zentimeter dicken Glasplatten angebracht. Im Glas ist ein Stern zu sehen. „Jede Platte sieht anders aus“, erklärt der Künstler. Er hat die Farben variiert und zusätzliche farbige Elemente mit eingeschmolzen. „Es ist spielerisch“, erklärt er. Er denkt dabei auch an die Geschwisterkinder, die anhand der Farben schnell die Grabstelle finden können, in der ihr Bruder oder ihre Schwester liegt.

Die Beschäftigung mit den Geschichten der Familien hat Udo Unterieser bewegt. Ihm waren schon zuvor Gräber aufgefallen, auf denen Spielzeug lag. Bei Nachfragen lernte er, dass das ganz wichtig für die Geschwister der toten Kinder ist: „Das ist für die wie eine Korrespondenz.“ Er verstand, dass die Familien einen solchen Erinnerungsort brauchen.

„Ich will das Thema auch mehr ins Bewusstsein rücken“, sagt Unterieser. „Vielen ist nicht bewusst, was Familien in so einem Fall durchmachen“, sagt er. Lange Zeit bekamen tot geborene oder bei der Geburt gestorbene zu früh geborene Kinder kein Begräbnis, wenn sie nicht ein bestimmtes Gewicht erreicht hatten. Erst in den vergangenen Jahren hat sich das verändert.

Die Glassteine hat Udo Unterieser schon seit einer Weile fertiggestellt, inzwischen sind auch die letzten Stahlstangen angekommen. Jetzt muss ein Termin für die Einsetzung gefunden werden. „Dann sollen Stelen und Sterne auch gesegnet werden“, kündigt Krankenhausseelsorger Quirin Sailer.

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