Sprockhövels irdene Denkmäler

Ein prachtvolles Stück Stadtgeschichte ziert die Wache der Freiwilligen Feuerwehr.

Sprockhövels irdene Denkmäler
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Sprockhövel ist eine Stadt der Denkmäler, wobei man diesen Begriff hier nicht unbedingt mit ehernen Monumenten in Zusammenhang bringen sollte, bei denen Fürst Bismarck, Kaiser, Könige, Herzöge und Feldherrn trutzig und respektheischend ins Land schauen.

Sprockhövel ist eher die Stadt von Kulturdenkmälern, prachtvollen Häusern, Hofanlagen, Kirchen und Bodendenkmälern. Ludger Haverkamp, der Ehrenvorsitzende und Gründer des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel, und Karin Hockamp, die Leiterin des Stadtarchivs, haben vor 20 Jahren anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Malakow-Turmes eine Broschüre mit den Denkmälern aus Holz, Stein und Erde und sogar einem beweglichen Exponat zusammen gestellt, die reich bebildert und ausführlich Auskunft über die Sehenswürdigkeiten der Stadt gibt.

Sprockhövels Denkmäler

Bodendenkmäler sind eher wenig spektakulär wie die Rösche des Kressieper Stollens. Rösche, das ist der abgedeckte 150 Meter lange Graben, aus dem das Wasser aus dem Stollen in den Felderbach fließt.

Das Mundloch der Rösche, mit deren Bau schon 1745 begonnen wurde, liegt etwa 250 Meter südwestlich des Bauernhofes Kressiepen (Hummelsiep) auf einer Höhe von rund 190 Meter über dem Meeresspiegel. Mit einer Steigung von einem Meter auf 400 Metern Strecke wurde der Stollen quer zum Verlauf der Gesteinsschichten Richtung Südwesten vorangetrieben. Nach einer Strecke von etwa 1,25 Kilometern endet er unterhalb des Bereiches zwischen der Straße Bruch und der Elberfelder Straße am Flöz Mühlerbach.

Gebaut wurde der Stollen zum Ableiten des Grundwassers aus den Kohleflözen, um eine Förderung der Steinkohle auch aus tieferen Schichten zu ermöglichen. Um die „Bewetterung“ der Strecke zu gewährleisten, nämlich sie zu kontrollieren und das verbrochene Gestein zu transportieren, haben die Bergleute sechs Schächte angelegt. Die anfallenden Gesteinsbrocken sind an diesen Stellen noch als Halden im Gelände zu betrachten.

Die Herstellung der Stollen erfolgte mangels damals vorhandener Maschinenkraft ausschließlich mit Fimmeleisen (walzenförmige Bolzen, die erhitzt werden) und gebogenen Fäusteln. Als Beleuchtung diente der „Frosch“, eine Öllampe. Angesichts dieser schwierigen Bedingungen ist es kein Wunder, dass die Fertigstellung der Rösche des Kressieper Stollens rund 20 Jahre in Anspruch nahm.

Ein anderes Bodendenkmal ist das Stollenmundloch des Stock- und Erdenberger Erbstollens, das in Sandsteintrockenmauerung erstellt wurde. Der Bau dieses Stollens begann 1746 am Pleßbach bei 146 Metern über Normalnull in Richtung Südwesten. Wie der Kressieper Stollen diente er dem Wasserabfluss. „Der Stock- und Scherenberger Erbstollen löste die Wasser der großen Haßlinghauser und Hiddinghauser Zechen. Auch er weist eine Steigung von einem Meter auf 400 Meter Steigung auf, und mit einer Länge von etwa 2,5 Kilometern endet er südlich der Straße Am Brunnen in Haßlinghausen“, heißt es in der Malakow-Jubiläumsschrift von 1997.

Auch hier dauerte der Bau viele Jahre, brachte aber den angeschlossenen Zechen eine weitere Förderhöhe von rund 100 Metern. Die Sprockhöveler Bergwerksbesitzer versicherten sich bei diesen Arbeiten der fachlichen Unterstützung aus Sachsen Anhalt. Christoph Felsch und sein Neffe selben Namens hatten als Bergleute aus Wettin im damaligen Herzogtum Magdeburg einschlägige Erfahrung.

„Erbstollen“, bedeutet, dass der tiefere Stollen den höher gelegenen „enterbte“, wobei die Gewerken, nämlich die Besitzer der Zeche, das Recht auf den Abbau und die Förderung der darüber liegenden Kohle hatten. In Sprockhövel wird der erste Erbstollen bereits im 16. Jahrhundert erwähnt.

Die Erbstollen erfüllten ihre Funktion bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als das Abpumpen des Wassers auf größeren Tiefen dann mittels Dampfmaschinen bewerkstelligt wurde.

Das bewegliche Denkmal ist die Standarte der Freiwilligen Feuerwehr Sprockhövel und stammt aus deren Gründungsjahr 1897. Der reich bestickte Stoff ist die älteste noch vorhandene Feuerwehrfahne des Ennepe-Ruhr-Kreises. Sie stellt ein Dokument der Stadtgeschichte dar und ist ein damals typisches Zeitzeugnis der Jahrhundertwende und das historische Identifikationsobjekt der Feuerwehr. Außerdem ist die prächtige Fahne auch von vorzüglicher kunsthandwerklicher Qualität und als Relikt des Brauchtums erhaltenswert. Zwar stellt die Standarte ein bewegliches Denkmal dar, doch ihr fester Aufbewahrungsort ist seit Jahren die Wache der Freiwilligen Feuerwehr in Niedersprockhövel in der Hauptstraße 6b.

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