Sprockhövel Erleben: Ein Stadtfest für alle Fälle

Die Mischung lockte erneut die Massen auf die Hauptstraße. Das gute Wetter am Samstag tat ein Übriges.

Niedersprockhövel. Die Wege des Nachwuchses sind unergründlich. Akribisch puhlt ein Knirps die Salzkrümel von einer Laugenbrezel und wirft sie weg, um dann festzustellen: "Die wollte ich mitessen."

Während beim 16. Stadtfest auf der Hauptstraße die einen zu voreilig sind, haben andere die Ruhe weg. So steht man sich an der unteren Bühne die Beine in den Bauch, wartet auf den ersten Tusch des Bläserensembles.

Extrem gelassen ist gleichsam jobbedingt auch Martin Nowag. Mit 1,50 Euro pro Fahrt sind Kleinkinder dabei, wenn der Mann aus Witten die Schmalspurbahn anwirft, mit der er von Fest zu Fest tingelt. Das Unikum hat schon 30 Jahre auf dem Buckel und wirkt angesichts moderner Verlockungen erst mal unzeitgemäß. Aber: "Für Kinder im Alter von sechs, sieben Jahren ist doch sonst oft nicht viel im Angebot." So ist Nowag zuversichtlich, dass sein Schnauferl noch Zukunft hat. Zu Vorsicht an der Bahnsteigkante mahnt dann sein treuer Helfer, "Opa" August.

Gewiss, da prallen Welten aufeinander. "Preiswert", lacht eine Dame, nachdem sie den Aushang an einem Sportauto inspiziert hat. Stimmt, nur knapp 80000Euro, aber dafür kriegt man auch 485 PS. Vorbei am "andalusischen Linsentopf" aus dem Restaurant El Patio geht es zu einem Gebilde, das man für Kunst halten könnte. Aber das Gewirr von Schläuchen und Ventilen versorgt nur die Stände mit Wasser. So ein Fest schluckt nun mal ordentlich was weg.

Sprudelnde Freude herrscht auch um den Brunnen, an dem die Gartenfreunde ihre Buden aufgebaut haben. Da kommt gar kein Zweifel auf: Man kennt sich und mag sich und verplaudert deshalb locker den ganzen Nachmittag.

In den Läden gibt es "20 Prozent auf alles", auch das ein gutes Argument, das Stadtfest wie eh und je zu genießen. Das himmlische Bühnenprogramm für jeden Geschmack macht es leicht und lockt die Scharen, auch wenn in den Städten ringsum die Konkurrenz Paroli bietet.

Alles andere als himmlisch ist unterdessen der grandiose Auftritt der Untoten, einstudiert vom Chor "Da Capo" unter Frauke Schittek. Bevor die jungen Stars mit ihrem Musical "Auf den Spuren der Untoten" am Abend die Zeche Alte Haase rocken, schenken sie hier schon mal eine Kostprobe ein. Was gibt es da bei den Vampiren? Frisches Blut natürlich.

Der Samstagabend lockt dann die Nachtschwärmer auf die Meile, wo bei angenehmen Temperaturen das Bier genauso schmeckt wie spanischer Wein, Flammkuchen oder gefüllte Weinblätter. Auch wenn das Wetter am Sonntag nicht mehr so mitspielte, galt auch dieses Jahr: Wenn Stadtfest ist, gehen der Sprockhövel hin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort