Reitpark: Hermessiepen wird hohe Schule für Vielseitigkeits-Pferde

Kader-Reiter Dirk Schrade hat den Ausbildungsbetrieb von Warendorf nach Haßlinghausen verlegt.

Haßlinghausen. Agenturen nennen Sprockhövel und die englische Prinzessin Ann dieser Tage in einem Atemzug. Die Nachricht aus dem Reitsport: Weil Ann noch mehr Pferde auf ihrem Anwesen in Gatcombe züchten will, verlängerte sie den Pachtvertrag mit der bekannten deutschen Vielseitigkeitsreiterin Bettina Hoy nicht.

Hoy zog mit ihren Pferden nach Warendorf in die Ställe von Dirk Schrade. Jetzt kommt Sprockhövel - genau gesagt der Reiterpark am Hermessiepen - ins Spiel. Denn dort ist Nationalmannschaftsmitglied Schrade seit 1.Januar Pächter.

"Natürlich hat das nichts mit Prinzessin Ann zu tun", lacht Schrade über die eher zufällige Verknüpfung. Der WM-Teilnehmer von 2006 knüpfte bereits vor einem Jahr die Verbindung nach Haßlinghausen zu Matthias Otto-Erley. Der suchte nach einer neuen Verwendung für seine Anlage mit dem Geländeparcours als Herzstück.

Der Förderverein Vielseitigkeitsreiten, der dort über Jahre seine Heimat hat, hat sich aufgelöst, das therapeutische Reiten, das Otto-Erleys Frau Andrea in der Halle über Jahre anbot, lief 2007 aus.

Da kam es gelegen, dass Dirk Schrade, den Otto-Erley über die Perspektivgruppe Vielseitigkeitsreiterei kennt, ein neues Domizil suchte. "Wir versuchen, ihm hier gute Voraussetzungen zu schaffen", sagt Matthias Otto-Erley. Schrade bildet Pferde im Auftrag von deren Besitzern für die Vielseitigkeit aus - möglichst bis zum Top-Niveau. Um seinen Anforderungen gerecht zu werden, hat Otto-Erley zwölf weitere Boxen (jetzt insgesamt 20) und einen neuen Springplatz angelegt.

"Die Anlage hier ist toll", bestätigt Dirk Schrade. Die hügelige Landschaft erinnert den gebürtigen Schwaben, der nach gut zehn Jahren in Warendorf aber spricht wie ein Westfale, an seine Heimat auf der schwäbischen Alb. Der Sprung in die völlige Selbstständigkeit ist für ihn ein großer. Im Pferdesportmekka Warendorf nutzte der 30-Jährige die Anlagen des Deutschen Olympischen Komitees für Reiter.

Dort musste er sich weder um Futterbeschaffung noch Pflege der Boxen und Trainingsanlagen kümmern. In Haßlinghausen kommt das zur Trainingsarbeit mit den Pferden dazu. "Das ist sicher die größte Umstellung", sagt Schrade. Doch es sei ja sein Ziel, sich komplett auf eigene Füße zu stellen, wie das die ganz Großen der Zunft wie Ludger Beerbaum, Otto Becker oder Nicole Uphof alle getan haben. Auch ihr Ausgangspunkt war einst Warendorf.

Auf professionelle Arbeit legt Pferdewirtschaftsmeister Schrade großen Wert. Mit Sabrina Mertens (2007 Vielseitigkeits-Europameisterin der Jungen Reiter) und Pferde-Pflegerin Maria Linden beschäftigt er zwei Angestellte.

"Mein Ziel ist es, mit meinen Pferden eine Bank für die Beschickung hochrangiger Championate und Meisterschaften zu werden", sagt er. Vier Pferde von Format hat er derzeit im Stall, stand selbst 2008 auf der Nachrückerliste für Olympia, kam aber nicht zum Zug und musste zu Hause bleiben.

Sein Arbeitstag beginnt morgens um kurz nach 6 Uhr bis 18, 19Uhr ist er immer auf der Anlage, denn jedes der derzeit 20 Pferde, die er betreut, will versorgt, bewegt und trainiert werden. Den ersten großen internationalen Auftritt plant er Ende März im französischen Fontainbleau.

Dort finden im September auch die Europameisterschaften statt. Vielleicht gibt es künftig ja häufiger eine Verbindung zwischen Sprockhövel und Prinzessin Ann. Dass wäre gut möglich, wenn sich Pferde der Britin und von Dirk Schrade gleichfalls gut platzieren.

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