Pflanzen leiden unter Frostnächten

Insbesondere Erdbeeren macht die Witterung zu schaffen. Viele Blumen und Obstbäume werden dieses Jahr nicht mehr blühen.

Pflanzen leiden unter Frostnächten
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. An einem Sonntag schien im April die Sonne bei Temperaturen bis zu 20 Grad, ein paar Tage später sanken die Temperaturen nachts deutlich unter den Gefrierpunkt. Während die Menschen ihre Winterjacken und Stiefel wieder hervorholten, litten die Pflanzen. Insbesondere den frühen Erdbeeren machten die Nachtfröste zu schaffen: „Wir haben unglaubliche Frostschäden“, berichtet Erdbeerbauer Dirk Gelbrich. Bei rund 80 Prozent der frühen Erdbeeren seien die Blüten erfroren. „Die mittleren und späten blühen zum Glück noch nicht.“

Dirk Gelbrich, Erdbeerbauer

Wie in jedem Jahr hatte Gelbrich anfangs das Wachstum der Erdbeeren mit Folien beschleunigt, um seinen Kunden möglichst früh die begehrten Beeren zu liefern. Doch bei Bodentemperaturen von 6,5 Grad minus halfen auch die Folien nicht mehr. Zusätzlich bereitete den Pflanzen im April die große Trockenheit Probleme. Teilweise musste Gelbrich seine Felder künstlich beregnen. Er rechnet mit der ersten Ernte erst um den 20. oder 25. Mai herum. „Aber wenn wir später bei der Ernte super Wetter haben, sind wir zufrieden“, hofft er nun auf Sonne.

Ina Stock vom Hof Stock hatte Glück: Die Mitarbeiter hatten dieses Jahr keine Zeit, Folien zu spannen. Dadurch blühten die Erdbeeren beim großen Frost noch nicht. Trotzdem rechnet auch sie mit einer geringeren Anfangs-Ernte und damit auch mit finanziellen Auswirkungen: „Mit den ersten Erdbeeren verdient man am meisten Geld. Und wenn wir Pech haben, rücken wir mit den Beeren zum Selbstpflücken in die Sommerferien, dann sind viele verreist.“ Die Blüten der gut 30 Apfelbäume seien zum großen Teil erfroren. „Da ist einiges kaputt gegangen.“ Aber die Äpfel seien eher Hobby. Und Nektarinen, Pfirsiche und Aprikosen blühen glücklicherweise später.

Fürs Auge gibt es an manchen Stellen ebenfalls weniger zu sehen als sonst. „Die Ziersträucher haben viel gelitten, Azaleen müssen zum Teil ersetzt werden“, berichtet Hans-Walter Sante, Vorsitzender der Gartenfreunde Sprockhövel. Bei vielen Hortensien seien die Blüten durch die Kälte kaputt gegangen. „Die werden dieses Jahr nicht mehr blühen“, bedauert Sante. Selbst Pflanzen wie sein Zierahorn haben die späte Kälte nicht vertragen. „Der ist teilweise erfroren, da müssen wir das Trockene herausschneiden.“ Auf die Kleingärtner wartet also in den nächsten Wochen viel Arbeit. Die Obst-Ernte wird gerade bei den frühen Sorten wie Kirschen deutlich geringer ausfallen als üblicherweise.

Dass die Bienen seltener unterwegs sind, verstärkt den Effekt noch. „Die fliegen raus, aber nicht so stark“, sagt Imker Jürgen Brinkmann. Durch die Kälte sterben auch viele Bienen während der Honig-Suche. Überhaupt hinge der Ertrag stark mit den Temperaturen zusammen, erzählt Brinkmann: „Erst ab 17 Grad bringen die Bienen Honig.“ Er hofft wie die Obstzüchter auf warmes Wetter in den nächsten Wochen, um genügend Frühtracht schleudern zu können.

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