Herzkamp Pfarrer mit der Seele eines „Kumpels“

Ortwin Pfläging wird am 5. Mai in der evangelischen Kirche Herzkamp eingeführt.

Herzkamp: Pfarrer mit der Seele eines „Kumpels“
Foto: Stefan Fries

Herzkamp. Ortwin Pfläging ist ein richtiger Junge des Ruhrgebiets — nicht nur, weil er in Niedersprockhövel geboren wurde. Sein Vater Kurt Pfläging war Vermessungsingenieur und als letzter „Markscheider“ der Zeche „Alter Haase“ ein waschechter Bergmann. In dessen Fußstapfen ist Ortwin Pfläging nach dem Abitur 1981 getreten. Erst danach hat er sein Theologie-Studium begonnen. Am 5. Mai tritt er seine neue Stelle in Herzkamp an.

Obwohl seine aktive Bergmannszeit in der Zeche Zollverein schon beinahe drei Jahrzehnte zurückliegt, ist der zukünftige Pfarrer von Herzkamp im Herzen immer noch ein „Kumpel“. Die ersten sieben Lebensjahre verbrachte Ortwin Pfläging in Niedersprockhövel, bevor seine Familie nach Hattingen zog. „Die Herzkamper Mulde und der Bergbau gehörten zu meiner Kindheit. Wenn andere Kinder zum Thema ,Berge’ eine Heidi malten, zeichnete ich einen Förderturm“, berichtet Pfläging schmunzelnd. Die direkte Art des Bergmanns merkt man ihm an: Verbindlich, direkt und lösungsorientiert wirkt er.

Das ist ihm bei seinen bisherigen Tätigkeiten in Gelsenkirchen und Bochum stets zugute gekommen — und wird es auch in Herzkamp. Zwar stehen hier keine Zechenschließungen an, wie Pfläging sie im Gelsenkirchener Bergwerk Hugo als „Pastor im Hilfsdienst“ begleiten musste. Aber das erste Problem, das er in Bochum-Stiepel gelöst hat, war das des evangelischen Kindergartens. Den rettete Ortwin Pfläging seinerzeit mit viel Unterstützung von Eltern und Gemeindegliedern vor der Schließung.

Auch in Herzkamp will Pfläging sich intensiv um den Kindergarten kümmern: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, ihn an diesem Standort zu erhalten“. Überhaupt sei ihm Kinder- und Jugendarbeit sehr wichtig. Was der künftige Gemeindepfarrer bei seinen ersten Besuchen in Herzkamp schon an Engagement auch für den Kindergarten erlebt hat, hat ihn begeistert: „Was hier geleistet wird, ist toll.“ Hilfsbereit und neugierig auf Neues habe er die Herzkamper kennen gelernt. Daher freut sich Pfläging, der die letzten 20 Jahre in Bochum gearbeitet hat, auf die neue Herausforderung in seiner alten Heimat.

Dass er sich mit 54 Jahren neu orientiert, anstatt in seiner gut funktionierenden Gemeinde zu bleiben, begründet Ortwin Pfläging genau damit: „Natürlich sind die Leute in Stiepel entsetzt, dass ich gehe, weil der Laden brummt. Aber es ist zu schade, wenn man nur das Erreichte erhalten will.“

Da sich seine Familie gerade neu definiere, so berichtet der Theologe, sei auch für seine Frau Annette, eine Kostümdesignerin, der Neuanfang in Herzkamp kein Problem. „Unser jüngster Sohn zieht zunächst noch mit um. Aber er macht gerade Abitur und will dann studieren“, berichtet der dreifache Vater.

Nicht nur räumlich ändert sich an seiner Stelle etwas, sondern auch inhaltlich muss sich Pfarrer Pfläging neu aufstellen. Denn neben der Arbeit mit der rund 1600 Mitglieder zählenden Gemeinde gehört zu seinen Aufgaben nun auch die Erwachsenenbildung und Projektarbeit im Kirchenkreis Schwelm: „Das habe ich noch nicht gemacht, finde das aber sehr spannend.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort