Mit der Kraft der Sonne unterwegs

Rainer Idler tourt mit einem Solarfahrrad durch das Land und testet Möglichkeiten zum energieeffizienten Reisen. Jetzt besuchte er den Sprockhöveler Umweltausschuss.

Mit der Kraft der Sonne unterwegs
Foto: Stefan Fries

Sprockhövel. Seit mehr als zwei Wochen ist der Rainer Idler, pensionierter Realschullehrer aus Kernen, schon auf seinem Pedelec kreuz und quer durch die Republik unterwegs. Am Donnerstag machte er Halt in Sprockhövel, wo er den Umweltausschuss besuchte. Und die Strecke dorthin brachte gleich eine Premiere mit sich: „Die Berge hier hoch waren schon heftig. Ich musste heute zum ersten Mal auf der Strecke in Wuppertal meinen Akku an einer Steckdose auftanken“, erklärte Idler. Sonst sei er bislang ohne externe Aufladung ausgekommen. Ziel seiner Reise ist es, weitestgehend auf Strom aus der Steckdose zu verzichten.

Das Prinzip: Der Akku des Pedelecs wird mit dem Solarakku des Fahrradanhängers aufgeladen. Dieser ist mit Solarzellen ausgestattet, die den Akku des Zweirads tagsüber mit Strom füttern. „Sollte das einmal nicht klappen, muss ich eben auf den Strom aus der Steckdose zurückgreifen“, sagte Idler.

Den Anhänger hat Idler zusammen mit dem Lastenrad-Verleih Stuttgart gebaut, nach einer Open-Source-Anleitung von Carla Cargo. Schwieriger gestaltete sich die Suche nach einem Akku, der genug Kapazität bietet, um den Fahrradakku aufzuladen. Doch auch da ist Idler schließlich fündig geworden und die Fahrradtour konnte endlich starten, ohne Zelt oder sonstige Übernachtungsmöglichkeit. „Bis jetzt hatte ich fast immer Glück mit dem Wetter und konnte unter freiem Himmel schlafen. Gern hänge ich dafür auch meine Hängematte auf.“

Ein paar kurze Schockmomente musste Idler mit seinem Anhänger auch schon verkraften: Er ist umgekippt. „Das passiert, wenn man vom Bordstein auf die Straße fahren möchte. Ist erst ein Rad runter vom Gehweg, kippt der Anhänger hinterher.“ Danach hätte er erstmal einen kurzen Moment zum Durchatmen gebraucht. Doch auch solche Momente lassen Idler nicht an seinem Plan zweifeln, mit dem Fahrrad durch Deutschland zu touren.

Rainer Idler

Auf den Sprockhöveler Rathausplatz führte den 64-Jährigen ein bestimmter Grund: „Verschlagen hat es mich hier hin, weil ich einen Freund in Sprockhövel besuchte.“ Wenn Passanten fragend oder neugierig schauen, geht Idler gerne auf sie zu. „Ich stelle mich den offenen Fragen der Leute, die sich für mein Projekt interessieren. Ich habe extra zwei Stühle und einen Tisch dabei, damit man sich gemütlich zusammensetzen kann.“ Diese Kontakte seien ein wichtiger Anreiz für die Reise. „Ich will nicht an den Leuten vorbeirauschen, sondern mich mit ihnen unterhalten“, erklärte der Abenteurer. Das mit dem Rauschen sei aber auch so eine Sache, denn das Rad fahre im Durchschnitt „nur“ rund zehn Stundenkilometer. Das habe aber auch seine Vorteile, denn — das musste Idler in den vergangenen Wochen feststellen: „Die Fahrradwege sind absolut nicht für Anhänger gebaut.“

Vor allem die baulichen Vorrichtungen, die die Fahrradfahrer in ihrem Tempo einschränken sollen, seien sehr hinderlich. „Man muss den Anhänger abschnallen und Fahrrad und Anhänger einzeln durch die Beschränkungen manövrieren“, beschrieb Idler Situationen, die ihm immer wieder die Reise erschweren. „In Stuttgart hat sich der Anhänger sogar soweit verklemmt, dass ich ihn mit drei Leuten heraustragen musste.“

Als ehemaliger Physiklehrer hat sich Idler schon immer für das Thema Solarstrom interessiert. Und auch heute leitet er noch die Solar-AG seiner ehemaligen Schule, der Rumold-Realschule in Kernen. Diese hat auf dem Dach eines Kleintierzüchter-Vereinsheims ein Solarmodul installiert. Ein weiterer Aspekt, der für Idler besonders wichtig ist: Das Pedelec und der Anhänger sind nur ausgeliehen. Generell plädiert der pensionierte Lehrer dafür, sich Dinge, die man nicht permanent nutzt, zu leihen.

Wohin ihn die Reise weiter führen soll, stehe noch nicht ganz fest. Ein Ziel auf der Landkarte allerdings schon: die als besonders fahrradfreundlich geltende Stadt Münster. „Generell möchte ich allerdings weg von den größeren Städten und Fahrradrouten und mehr in ländlicheren Gebieten radeln“, sagte Idler. „Ich plane von Tag zu Tag. Der Leerlaufgang ist eingeschaltet und ich möchte mich einfach treiben lassen.“ Ob das geplante Ziel Kiel dann auch tatsächlich erreicht beziehungsweise der letzte Stop vor der Rückreise sein wird, konnte Idler zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten. Der fahrradbegeisterte Rentner lässt es auf sich zukommen.

twitter.com/SolarCarlaReise

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