Lesung und Gesang: Gruselstimmung

tefan Melneczuk und Sascha Gutzeit im Duett. Wie gut diese Mischung passt, davon waren die Zuhörer im voll besetzten Ladenlokal nach gut zwei Stunden restlos überzeugt.

Sprockhövel. Subtiler Horror, schwarzer Humor und ab und zu ein Schuss Heimatbezug - das sind die Zutaten, mit denen Stefan Melneczuk seine Erzählungen würzt. Das ist auch in seinem inzwischen vierten Kurzgeschichten-Band nicht anders. Zu seiner bereits dritten Lesung "Im Buchladen" von Helga Schulz an der Hauptstraße hatte der Autor aus dem Hattinger Hügelland aber nicht nur "Geisterstunden vor Halloween" - das neue Werk - mitgebracht, sondern auch den etablierten Wuppertaler Liedermacher Sascha Gutzeit. Wie gut diese Mischung passt, davon waren die Zuhörer im voll besetzten Ladenlokal nach gut zwei Stunden restlos überzeugt.

Grusel, Groove und hintersinnige Heiterkeit verbreitete das Duo im Wechsel. Die Kunst, intelligente Texte zu schreiben, verbindet beide. Die "Leichen im Keller", die ja irgendwie jeder hat, wie Gutzeit im übertragenen Sinne besang, trieb Melneczuk mit seinem gleichnamigen Text über einen "freundlichen" Ripper, der immer wieder Vertreter in sein Haus lockt, auf die Spitze. "Wer hat schon Mitleid mit einem GEZ-Fahnder?

Das Ende der Rheinischen Eisenbahnstrecke, das Gutzeit in seinem melancholischen Titel über Ex-Stellwerker Heinz besingt, kontert Melneczuk mit der Geschichte über das Mädchen, das sich vor den Zug warf und ihm nun jede Nacht noch als Geist in der U-Bahn erscheint.

Ein Motiv, das er auch in "Das Mädchen vom Steg” in seinem neuen Band aufgreift. Hier ist es eine Wasserleiche, die über Jahrzehnte hinweg Jünglingen als lockendes Weib an einem See erscheint und sie dazu bringt, sich selbst ins Wasser zu stürzen.

31 Geschichten für "Geisterstunden vor Halloween”, hat der 38 Jahre alte Redakteur der Westdeutschen Zeitung in Wuppertal, zusammengetragen - für jeden Tag im Oktober eine. "Loch-Ness” dreht sich um eine verhängnisvolle Tauch-Expedition.

Im "Verhexten Manuskript” sind Lektoren, die über Wohl und Wehe so vieler Nachwuchsautoren entscheiden, mal selbst Zielscheibe von Verwünschungen.

Natürlich sind darin auch eigene Erfahrungen verarbeitet, wie Melneczuk augenzwinkernd versichert. Für den größten Lacherfolg bei allem Grusel sorgte er dann mit der "Hügelland-Saga” (nicht im Buch).

Während Teil eins sich damit beschäftigt, wie er seine Sprockhöveler Freundin an einen Märchenprinzen verliert, beschreibt er in Teil zwei umwerfend komisch und total schräg einen Jahrhundertwinter im Hügelland, in dem die verschrobene Landbevölkerung nicht nur auf die Jagd nach Grizzly-Bären, sondern auch verirrten Streuwagenbesatzungen geht.

Das Publikum wünschte sich am Ende Zugaben, die man dem Duo Gutzeit /Melneczuk in dieser Form nur empfehlen kann.

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