Kritiker sehen mehrere Schwachstellen in Ikea-Plänen

Sollte der Entwicklungsplan des Landes vorangebracht werden, könnte es für das Wuppertaler Vorhaben eng werden.

Ennepe-Ruhr-Kreis. Wird direkt hinter der Stadtgrenze in Wuppertal ein sogenannter Ikea-Homepark entstehen oder nicht? So wie es aussieht, wird das vielleicht in einer Art „Hase-und-Igel-Spiel” entschieden. Das ist — kurz gefasst — das Fazit einer Veranstaltung, zu der die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) in Schwelm eingeladen hatte. Entscheidend könnte sein, ob die an der Ansiedlung interessierte Stadt Wuppertal den Bebauungsplan schneller fertig bekommt oder ob Landesregierung und Landtag den neuen Landesentwicklungsplan schneller beschließen und so eine rechtliche Grundlage für den Protest schaffen.

Wie berichtet, hat sich im Wuppertaler Osten eine breite Front gegen die Ikea-Pläne gebildet, zu der nicht nur die Städte, sondern auch der Ennepe-Ruhr-Kreis und die SIHK gehören. Deren Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick befürchtet eine erhebliche Umlenkung von Kundenströmen und betont, derartige „Kathedralen des Konsums“ sollten besser in die Innenstädte geholt werden. Das sieht auch Landrat Arnim Brux so, der eine Reihe von Initiativen gegen die Wuppertaler Pläne ins Leben gerufen hat. „Das, was auch mit Landesmitteln in letzter Zeit in den Innenstädten geschaffen wurde, muss aktiv verteidigt werden”, sagte er und wies auch gleich auf eine Schwachstelle in der Wuppertaler Argumentation hin: „Das Verkehrskonzept berücksichtigt nicht die Verhältnisse im Ennepe-Ruhr-Kreis und ist nicht akzeptabel.” Dazu konnte er berichten, dass der Kreisausschuss aktuell beschlossen habe, sich für die Auseinandersetzung Rechtsbeistand zu suchen.

Angereichert wurde die SIHK-Veranstaltung durch zwei Referate, die verschiedene Aspekte des Ikea-Projektes beleuchteten. Anhand ermittelter Daten anderer Projekte und eigener Berechnungen beleuchtete Stefan Kruse vom Dortmunder Büro Junker und Kruse die wirtschaftliche Bedeutung eines Ikea-Homeparks. Der Wuppertaler Standort sei in einem Radius von 30 Autominuten von 3,28 Millionen Einwohnern erreichbar. Dabei erziele ein Ikea-Haus mit durchschnittlich einer Million zahlenden Kunden 79,3 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Allerdings werde die 30-Minuten-Region schon jetzt von den Einzugbereichen der nächsten Ikea-Häuser in Düsseldorf, Essen und Dortmund erreicht und je größer der Abstand werde, um so geringer seien auch die Auswirkungen, so der Gutachter. Der Fachanwalt für Verwaltungsrecht Olaf Bischopink erläuterte die Zusammenhänge aus juristischer Sicht. Er deutete gleich mehrere Kritikpunkte der Planung in Wuppertal an, die sich für einen Angriff eignen.

Vereinfacht gesagt, geht es um den rechtlichen Begriff des Einkaufszentrums mit einem einheitlichen Konzept und um die Bewertung des sogenannten Randsortimentes neben dem Hauptsortiment eines Möbelhauses. Aus beiden Themen können sich nach Bekanntgabe der Pläne Widerspruchsmöglichkeiten ergeben. Außerdem bestätigte auch er die „Hase-und-Igel”- Situation, wies aber zugleich auf eine Lösungsmöglichkeit hin, nach der die zuständige Düsseldorfer Bezirksregierung eine Art Veränderungssperre erlassen könnte, wenn die Landesregierung wenigstens einen ersten Schritt ihres Landesentwicklungsplans auf den Weg brächte. An dieser Stelle soll auch der Protest einsetzen. Ein Ziel werde sein, die Landesregierung aufzufordern, den Landesentwicklungsplan — oder wenigstens einen Teilplan — beschleunigt aufzustellen, sagte Landrat Arnim Brux. Unterstützung erhielten die Kritiker von dem Landtagsabgeordneten Rainer Bovermann, der ebenfalls die zeitliche Komponente der Auseinandersetzung bestätigte und versicherte, voll hinter dem Protest zu stehen und diesem auf dem „kleinen Dienstweg” Nachdruck verleihen zu wollen.

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