Kabarett mit Pfarrer Martin Funda: Mit spitzer Zunge und Gitarre

Pfarrer Martin Funda beeindruckte im Vereinsheim Herzkamp wieder mit viel Witz.

Herzkamp. Mit 200 Besuchern war es zum Abschluss der Wintersaison von Kultur und Wein im Dorf am Samstagabend im Herzkamper Vereinshaus an der Barmer Straße rappelvoll.

Mit spitzer Zunge und absolut schmerzfrei zog Pfarrer und Comedian Martin Funda mit seinem kurzweiligen mittlerweile achten Bühnenprogramm „Lebendich“ die Gäste von Beginn an in seinen Bann und nahm sich selbst wie auch die Besucher im übertragenen Sinn kräftig auf den Arm.

So wie beispielsweise die nach Herzkamp gezogenen Bildungsbürger, die sich die Gewohnheiten der Bauern abschauen würden; die Frau, die am Weltfrauentag im Spitzbub hinter dem Herd stünde und Reibeplätzchen brutzele oder etwa dem Kneipensterben, dem man mit Franziskanerbräu entgegenwirken sollte.

Mit der Gitarre erkor Funda zur Melodie eines Spider Murphy Gang-Gassenhauers den Spitzbub zum Leitstern oder das Städtchen Wünnenberg zum prädestinierten Organspender, da es dort so tot sei.

Mit „quetschen, schreien, atmen, saugen, schlafen, krabbeln, begreifen wollen lebendich“ suchte der Protagonist mit Wäscheklammer auf der Nase und auf der Bühne marschierend nach dem Sinn des Lebens.

Amüsiert waren die Besucher auch vom Violinenspiel, wie etwa Deep Purples „Smoke on the water“, und den abstrusen Anekdoten aus seiner Kindheit so wie der Unsterblichkeit von Papiertaschentüchern, die selbst die Exkremente überdauern.

„Ich hatte vor 14 Tagen Schweinegrippe und wenn ich gleich umfalle, gehört das nicht zum Programm“, so der Sprockhöveler Geistliche, dessen vorgetragene Gegendarstellungen, etwa seiner Kinder oder seines Lehrers ebenso zur Belustigung beitrugen.

Höhepunkte des Abends waren „Kinder von heute“, die ihre SMS auf dem Niveau phönizischer Keilschrift verfassen, wo früher platt gefahrene Feuersalamander gesammelt wurden. Dann intonierte Funda auf selbstgebastelter Panflöte aus kleinen Schnapsfläschchen El Condor Pasa und legte anschließend mit Sonnenbrille, Kappe und dicker Kette bekleidet einen Rap aufs Parkett.

„Meine Themen reifen bei Waldspaziergängen und auf der Bühne“ sagte Funda, der per Dia-Projektor einen Vortrag zur Soziogenese eines Trottels namens Martin Funda, mal als Patient Null des kranken Sozialstaates mit verschmitztem Optimismus oder im formschönen Popelinemantel lieferte.

In Pampers-Höschen der Demenz entgegenwirkend fand der Multiinstrumentalist den Übergang zur legendären Performance von Jimmy Hendrix, dem er huldigte, sein Gebiss entfernte und mit den Dritten auf der Gitarre zur Melodie von „I survive“ dem Alter ein Schnäppchen schlug.

Nach der Zugabe Hans Martin Trottels (mit roter Duschhaube) und intonierter Marseillaise gab er den Besuchern eine kleine Mahnung für den Alkoholgenuss mit auf den Weg, als er Bettina Wegeners „Sind so kleine Hände“ umdichtete. „Ich finde ihn ausgesprochen authentisch“, sagte Besucherin Martina Pathesius, während Tina Becker-Kück den Pfarrer gerne einmal auf der Kanzel erleben würde.

„Das mit den Zähnen finde ich sehr mutig“, sagte Sandra Ertl, und Jutta Becker war ebenso begeistert: „Der ist, wie er ist und lebt sein ,Ich’ auf der Bühne voll aus.“

Auf weitere Auftritte freut sich die Gemeinde jedenfalls jetzt schon.

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