Innenausbau unter Planen

Der Neubau des Bildungszentrums soll bis Ende August fertig werden. Deshalb wird kräftig geheizt — und von außen isoliert.

Sprockhövel. Nanu, Christo in Sprockhövel? Neugierige Blicke sind die Regel, aber den Verpackungskünstler hat es nicht in die Stadt verschlagen — auch wenn es vielleicht so aussieht. Wie ein überdimensionales Geschenk wirkt derzeit der Neubau des IG Metall-Bildungszentrums.

Doch versteckt werden soll hier nichts. „Wir wollen einfach weiterarbeiten, trotz des Winters“, sagt Polier Gerd Meyer. Dann lächelt er. „Harter Winter? Hier? Ich komme aus dem Sauerland.“ Der Mann ist anderes gewohnt. Während Minusgrade ihn kaum aus der Ruhe bringen dürften, würde das Material allerdings streiken. Die Planen sollen den Rohbau deshalb von außen warmhalten — drinnen wird mit Gas geheizt.

Etwa 2.000 Euro kostet das — pro Tag. Der IG Metall ist es der Einsatz wert. 30 Millionen Euro werden insgesamt an der Otto-Brenner-Straße investiert. Im „Altbau“ aus den 1970er-Jahren läuft der Seminarbetrieb in vollem Umfang weiter, während nebenan für die Zukunft gebaut wird.

Meyer hält die Pläne hoch. „Bitte eintreten.“ Auf Sprockhövels größter Baustelle ist der Innenausbau dran. Es wird gehämmert gespachtelt und gebohrt. „Passen Sie auf, dass Sie sich nicht stoßen.“ oder „Treten Sie nicht auf die Schläuche“, heißt es während des Rundgangs. Die Arbeiter machen keine Pause. Meyer hebt vor einem Raum, der noch allen anderen gleicht, die Hand: „Hier geht’s grade nicht rein. Der Kindergarten bekommt jetzt seine Tür.“ Also wird gewartet, bis die Tür millimetergenau eingesetzt ist.

„In wenigen Monaten werden hier die Kinder spielen“, sagt Schulleiter Fritz Janitz. „In wenigen Monaten“ sagt er oft, die Vorfreude ist nicht zu überhören. Ende August/Anfang September soll alles fertig sein. Wie welcher Raum mal ausgestattet sein wird, weiß er natürlich aus dem Eff-Eff. „Das ist zum Beispiel einer der Seminarräume“, sagt er und zeigt nach links. „Von Veranstaltungen für zwölf Teilnehmer bis zu Vorträgen vor 500 werden wir alles haben“, blickt der Leiter voraus. Trennwände stützen das „flexible Raumkonzept“.

Dabei habe man sich auch den allgemeinen Entwicklungen angepasst. Hotelzimmer wird es „nur“ noch 126 geben — gegenüber 216 im Altbau. „Es übernachten mittlerweile einfach weniger Leute bei Seminaren“, weiß Janitz. Viel zu sehen gibt’s in den kommenden Suiten noch nicht, nur die Bäder sind auf allen Etagen schon da.

Als Fertigzellen wurden sie eingeschwebt, als noch die Dächer fehlten. „Eine enorme Erleichterung“, findet Meyer. „Sonst hätten wir hier wieder mit fünf Gewerken zu tun gehabt.“ So gibt es auf der großen Baustelle ein paar kleine Baustellen weniger.

Wer wissen möchte, wie es sich in den Zimmern leben wird, muss nach unten — in die Tiefgarage des Altbaus. Hinter einer Tür verbirgt sich ein komplett eingerichteter Musterraum. Gerhard Wagenknecht, Leiter Technik und für den Hotelbetrieb zuständig, spielt fürs Foto den Seminarteilnehmer. Es hat etwas von Holidaycheck.

Zurück im Rohbau schaut sich die Besuchergruppe gerade die künftige Eingangshalle an. Janitz breitet die Arme aus. „Das wird alles verglast“, kündigt er an. Der Blick fällt auf die alte Eiche vor dem Bau. Ein Naturdenkmal. Dahinter gibt es kleine Teiche. „Im Sommer wird das noch schöner“, sagt Janitz.

Für den Zeitvertreib der Bildungssuchenden wird im Keller gearbeitet. Sauna, Fitnessraum und Massagebank — alles da. Nur ein Schwimmbad wird es nicht mehr geben. „Das war von den Energiekosten einfach zu teuer“, räumt Janitz ein. Dafür gibt es ein anderes Highlight. Polier Meyer geht in einen kleinen, langgezogenen Schlauch von einem Raum. „Hier kommt die Bowlingbahn rein“, sagt er und lächelt verschmitzt. „Da warten wir Arbeiter schon sehnsüchtig drauf.“

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