Flüchtlingsunterbringung kommt auf den Prüfstand

Ausschuss berät über Entwicklung der Flüchtlingszahlen. Weitere Nutzung der Traglufthalle soll geklärt werden.

Flüchtlingsunterbringung kommt auf den Prüfstand
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die kommunalen Unterkünfte in Sprockhövel soll überprüft und gegebenenfalls auf eine neue Basis gestellt werden. Das beschloss der Ausschuss für Soziales, Integration und Demografie in seiner Sitzung am Mittwoch. Geprüft werden soll unter anderem, ob die Traglufthalle an der Hiddinghauser Straße wieder abgebaut werden kann. Zudem soll geklärt werden, ob die derzeit entstehenden Mehrfamilienhäuser am Waldweg und am Gedulderweg auch für Bezieher von Wohnberechtigungsscheinen (WBS) angeboten werden sollen.

Die Leiterin des Sozialressorts, Evelyn Müller, hatte die Mitglieder des Ausschusses zunächst über die aktuellen Zahlen bei den Flüchtlingen informiert. Demnach lebten zum 1. Juni 360 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften, Wohnungen der Zentralen Gebäudebewirtschaftung (ZGS) oder privat angemieteten Wohnungen. Maximal stehen rechnerisch 547 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung, belegt sind 360. Hinzu kommen die vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils sechs Wohnungen, die derzeit am Waldweg und am Gedulderweg gebaut werden. Bis zu 24 Familien sollen in den Wohnungen mit Größen von 82 und 74 Quadratmetern unterkommen.

Im Januar und April kommenden Jahres sollen die Wohnungen fertiggestellt sein. Und hier stellt sich für die Verwaltung die Frage, ob dort ausschließlich Flüchtlingsfamilien unterkommen sollen — oder eben auch sozial schwache Familien, die Anspruch auf einen WBS haben. Nach Angaben von Müller kämen derzeit elf Flüchtlingsfamilien aus den städtischen Unterkünften als potenzielle Mieter in Frage. Damit wären immerhin noch 13 Wohnungen nach jetzigem Stand nicht vermittelt. Insofern müssten Verwaltung und Stadtrat entscheiden, ob diese Wohnungen auch für deutsche Familien mit WBS-Anspruch bereitgestellt werden sollen, erklärte Müller.

Die Wohnungen in den Häusern eigneten sich dagegen nicht für Paare oder Einzelpersonen, zudem wollten alleinlebende männliche Flüchtlinge lieber weiter allein leben. Statt größerer Wohnung fehlten in der Stadt derzeit Räumlichkeiten für Singles oder Paare, die eine Größe von etwa 50 bis 65 Quadratmeter haben, betonte die Leiter des Sozialressorts. Deshalb gebe es die Überlegung, das Gebäude in der Mittelstraße 61, das sich im Besitz der ZGS befindet, aufgrund seines schlechten baulichen Zustandes abzureißen und neu zu errichten. Dort könnten acht kleinere Wohnungen für Einzelpersonen und Paare entstehen. Zudem hat die ZGS ein Grundstück an der Hattinger Straße (Alte Haase) gekauft. Hier könnte ein Haus mit neun kleineren Wohnungen entstehen.

Die Szenarien für den Wohnungsbedarf müssen dabei mit einer großen Unbekannten rechnen, weiß doch derzeit niemand verlässlich zu sagen, wie sich die Flüchtlingszahlen in Zukunft entwickeln. Derzeit gibt es kaum Zuweisungen durch das Land, laut Bezirksregierung sollen der Stadt noch 39 weitere Flüchtlinge zugewiesen werden. Die Stadt erfahre erst kurzfristig von den Zuweisungen, zudem wisse die Kommune im Vorfeld nicht, ob es sich um Familien oder Einzelreisende handelt. Deshalb sei es nötig, auch in Zukunft und trotz der derzeit recht entspannten Lage bei der Flüchtlingsfrage weiterhin Wohnkapazitäten freizuhalten.

Allerdings stellt sich für Politik und Verwaltung die Frage, wie lange die Traglufthalle noch vorgehalten werden soll. Momentan ist die Halle, in der rund 150 Menschen untergebracht werden können, gerade einmal zu einem Fünftel belegt. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf etwa 900 000 Euro. Sollte die Stadt sich also für eine Reduzierung der Plätze für Flüchtlinge entscheiden, steht vor allem die Frage der Schließung der Traglufthalle an. Auch die Wohncontainer in Merklinghausen und an der Dresdener Straße könnten geschlossen werden. Geprüft werden soll aber auch, ob die Traglufthalle möglicherweise für eine andere Nutzung erschlossen werden kann.

In der Diskussion betonten die Mitglieder des Ausschusses die Notwendigkeit, dass die vier neuen Mehrfamilienhäuser am Waldweg und am Gedulderweg vornehmlich für Flüchtlingsfamilien bereitgestellt werden sollten. Allerdings sei es wichtig, bei der Schaffung von neuem, öffentlichen Wohnraum dem Gedanken des sozialen Wohnungsbaus zu folgen, betonte der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Wolfram Junge. Die entstehenden Wohnungen sollten gegebenenfalls auch deutschen Familien mit einem WBS-Anspruch zur Verfügung gestellt werden.

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