Die überraschende Trennung von Sparkassenchef Gramatke

Verwaltungsrat entschied am Dienstag in einer Sondersitzung.

Sprockhövel. Für Viele kam die Nachricht am Dienstag völlig überraschend: Dieter Gramatke ist nicht mehr Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. Zehn Jahre lang hatte er das Sprockhöveler Geldinstitut wirtschaftlich äußerst erfolgreich geführt, noch im vergangenen Jahr war sein Vertrag für weitere fünf Jahre verlängert worden. Erst im Dezember war Gramatke auch nach Sprockhövel gezogen.

Am Dienstagabend entschied der 14-köpfige Verwaltungsrat der Sparkasse in einer Sondersitzung, sich von Gramatke zu trennen. "Dieter Gramatke gibt sein Amt wegen unterschiedlicher Auffassungen in der Geschäftspolitik der Sparkasse auf", hieß es in einer dürren Vier-Zeilen-Mitteilung von Verwaltungsratschef Udo André Schäfer, CDU-Stadtverbandschef. Darin dankte er Gramatke noch für seine sehr erfolgreiche Arbeit.

Mehr über die Hintergründe der Entscheidung verriet Schäfer auch auf Anfrage der WZ nicht. "Ich darf nicht, so lautet das Sparkassengesetz", antwortete er. Die übrigen Verwaltungsratsmitglieder, zu denen Vertreter aller vier Ratsfraktionen sowie zwei Sparkassenmitarbeiter gehören, sind zum Stillschweigen vergattert.

Der mit sofortiger Wirkung freigestellte Dieter Gramatke erklärte, dass die Entscheidung ihn überrascht habe, er aber keinen Groll hege. Mehr wollte er auch im Hinblick auf anstehende Gespräche über finanzielle Trennungsmodalitäten nicht sagen. Laut Geschäftsbericht 2008 verdiente er in dem entsprechenen Jahr inklusive Boni 253.000 Euro.

An solche Verhandlungen war man im Verwaltungsrat in den vergangenen Jahren schon fast gewöhnt, denn auf Gramatkes Stellvertreterposten gab es ständige vorzeitige Wechsel. Volker Brands, der 1999 mit Gramatke begonnen hatte, ging 2005 nach längerer Krankheit und, wie es hieß, aus gesundheitlichen Gründen. Es folgten Dieter Krämer und Wolfgang Steudtner, von denen sich Gramatke nach jeweils recht kurzer Zeit ohne explizite Angabe von Gründen wieder trennte. Auch auf dem Posten des Marketing-Chefs gabe es mehrere vorzeitige Wechsel. Intern gilt Gramatkes Führungsstil als absolutistisch, auch zu seinem neuen Vorstandskollegen Uwe Müller (seit Juni 2009) soll das Verhältnis gestört sein. Offiziell bestätigen wollte niemand, dass dort die Gründe für die jetzige Trennung zu suchen sein könnten. Jedenfalls wurden vergangene Woche Udo André Schäfer und Bürgermeister Klaus Walterscheid zum westfälischen Sparkassenverband einbestellt. Dessen Vorsitzender ordnete dann für Dienstag die Verwaltungsratssitzung an.

Gramatkes Aufgaben hat vorerst Uwe Müller übernommen. "Die freie Stelle im Vorstand möchten wir so schnell wie möglich wieder besetzen, denn nur mit einem kompletter Vorstand kann man gut und konstruktiv arbeiten", sagte Müller.

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