Der weite Weg ins Wahllokal

Durch den Neuzuschnitt einiger Wahlbezirke ist es zu Härtefällen gekommen. Mögliche Änderungen erst zur Landtagswahl.

Sprockhövel. 20 839 Wahlberechtigte sind in Sprockhövel aufgerufen, sich an der Wahl zum Bundestag zu beteiligen. Knapp 4000 hatten bis zum Freitag ihre Stimme bereits per Briefwahl abgegeben, etwa 700 weniger als vor vier Jahren.

Ob das auf eine geringere Wahlbeteiligung (2005: 83,8 Prozent) hindeutet, dürfte sich erst am Sonntag um 18 Uhr endgültig zeigen, wenn die 20 Wahllokale in den 16 Wahlbezirken schließen.

Am geringsten war sie bei der Kommunalwahl vor vier Wochen übrigens im Bezirk 15 Im Holland mit gerade 52 Prozent (Durchschnitt 58). Das könnte seinen Grund haben, denn seit die Wahlbezirke zur Europawahl in diesem Jahr teilweise neu geordnet wurden, geht quasi ein Riss durch die Mittelstraße.

Wer auf der rechten Straßenseite wohnt, hat es nicht weit zum Wahllokal in der Dorfstraße, gegenüber müssen die Wähler bereits ab Hausnummer 32 den gut eineinhalb Kilometer weiten Weg ins Wahllokal Im Holland an der Schevener Straße auf sich nehmen. Der Bus fährt am Sonntag nur stündlich. Ansonsten sind gerade ältere Leute auf das Auto angewiesen. Einen Bürgersteig gibt es an der Schevener Straße nicht.

"Diese Einteilung ist nur schwer zu verstehen, früher mussten wir nur über die Straße gehen", sagt etwa Hubertus Mayer, der an der Mittelstraße 44 wohnt. Barbara Scharloh, Wahlbüroleiterin der Stadt verweist auf die Notwendigkeit, Wahlbezirke neu zuzuschneiden, weil sich für 2009 im Wahlgesetz die Toleranzen für Höchst- und Mindestwählerzahlen geändert haben. Die Obergrenze für einen der 16 Wahlbezirke inklusive Toleranz liegt danach in Sprockhövel bei 2000 Wahlberechtigten, die Untergrenze bei 1200.

Die ist Im Holland übrigens auch so noch nicht erreicht. Scharloh erklärt, dass der Wahlausschuss die Neueinteilung im vergangenen Jahr gebilligt habe, gleichwohl denke man im Verwaltungsvorstand derzeit darüber nach, erneute Änderungen vorzunehmen. So sei schon jetzt klar, dass die Bewohner im Herzkamper Neubaugebiet Herzkamper Mulde bei der Landtagswahl 2010 auch nebenan in der Grundschule ihre Stimme abgeben dürfen. Bei den drei Wahlen 2009 sind sie dem zwei Kilometer entfernten Kindergarten Schee zugeordnet.

"Es war zu kurzfristig, das bis zur Bundestagswahl noch zu ändern", entschuldigt sich Scharloh. Ob es auch an der Mittelstraße eine neue Lösung gebe, sei noch offen. Man könnte den Wahlbezirk in Stimmbezirke unterteilen und ein weiteres Wahllokal an der Mittelstraße eröffnen. Das würde aber mehr Wahlhelfer, größeren Organisationsaufwand und höhere Kosten bedeuten, sagt Scharloh. Ein Wahlvorstand erhält übrigens 40 Euro "Erfrischungsgeld", jeder seiner mindestens fünf Helfer 25 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort