Austauschschüler: Mit 15 ein Jahr nach Australien

Jeremy Thralls aus Herzkamp geht für ein Jahr auf dem fünften Kontinent zur Schule.

Herzkamp/Cairns. "Australia 16776 km - it’s a bloody long way" steht auf einem Holzschild an der Tür zum Jugendzimmer von Jeremy Thralls im schicken Herzkamper Reihenhaus seiner Mutter. Der Blick von Susanne Heinkte-Thralls wird in den nächsten Monaten sicher öfter daran hängen bleiben, denn ihr 15-jähriger Sohn wird für ein Jahr zu einem Schüleraustausch so weit von zu Hause entfernt sein.

Natürlich schlagen zwei Herzen in ihrer Brust. "Das wird eine harte Zeit für mich, aber ich finde es für ihn eine unglaublich wichtige Erfahrung", sagt sie und schaut ihren Filius versonnen an. Der sitzt bereits auf gepackten Koffern - in Wirklichkeit ist es nur eine Tasche mit 20 Kilo.

Tatsächlich stammte die Idee von der Mutter, die als Jugendliche gerne eine solche Möglichkeit erhalten hätte, aber damals "von der Familie aus nicht durfte."

"Eigentlich wollte ich ja in die USA, aber da ich neben dem deutschen auch einen US-Pass habe, war das in den Statuten der Austauschorganisation nicht erlaubt, weil ich dann theoretisch auch länger hätte bleiben können", erklärt der Teenager abgeklärt. In den USA ist er geboren, als seine Mutter mit 25 Jahren ihren Traum vom längeren Auslandsaufenthalt dann doch wahr gemacht hatte.

Seit seinem ersten Lebensjahr lebt Jeremy aber mit ihr wieder in Herzkamp, wo die Unternehmer-Familie Heintke ihren Stammsitz hat. Herumgekommen ist er trotzdem schon viel in der Welt, nur bisher eben nicht alleine.

"Vor Heimweh habe ich aber keine Angst, dazu bin ich nicht der Typ", sagt er. Vielmehr freut sich der Teenager auf die neuen Erfahrungen auf dem fünften Kontinent, wo Surfen Unterrichtsfach sein wird, er im College Schuluniform tragen muss, Regenwälder und das Great Barrier Reef in seiner direkten Nachbarschaft sind.

Das erste halbe Jahr wird er in Cairns im Nordosten verbringen, das zweite bei einer anderen Familie in der Provinzstadt Mackay, ebenfalls in Queensland auf halbem Weg nach Brisbane. Der Familienwechsel war nötig, denn ansonsten wären die Orte, die sich Jeremy aus dem Angebotskatalog des Austauschorganisation Uyusa herausgesucht hatte, besetzt gewesen.

Als Geschenk für seiner erste Gastmutter hat er eine Schwebebahn-DVD, einen Herzkamp Aufkleber und ein Kochbuch mit deutschen Gerichten (auf Englisch) eingepackt. Eingewöhnungsschwierigkeiten befürchtet er nicht. "Sie ist erst 30 Jahre alt und auch alleinerziehende Mutter, mal ’was ganz Neues", schmunzelt Jeremy und lächelt zu seiner eigenen Mutter herüber, die ihn ebenfalls ohne den Vater großgezogen hat.

Der Beruf seiner Gastmama ist für ihn allerdings tatsächlich etwas ganz Neues. Sie macht Spraytanning, also Sprühbräune. Er selbst hat erst einmal Sunblocker eingepackt, denn natürlich hat seine Austauschorganisation auch vor der dünnen Ozonschicht über Australien gewarnt.

Mit seiner Mutter und auch mit Freunden wird Jeremy über Skype - ein Internet-Telefon-Anbieter - in Verbindung bleiben. Nur auf eine Uhrzeit müssen sie sich noch einigen, denn wenn ist Australien Tag ist, ist in Deutschland Nacht.

"Das ist egal, er kann zu jeder Zeit hier anrufen", sagt Heintke. Auch wenn das Mutterherz ein bisschen weh tut, ist ihr um Jeremy nicht bange. "Wir kennen schon mehrere Jugendliche aus Herzkamp, die auch in Australien waren, alle haben gesagt, sie wollen wieder hin."

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