200 Golfplätze passen in Sprockhövel in einen Raum

Die Firma German Flavours Travel betreibt einen Simulator, mit der Golfer auch Plätze in Kalifornien bespielen können.

200 Golfplätze passen in Sprockhövel in einen Raum
Foto: Anna Schwartz

Sprockhövel. Was machen Golf-Sportler eigentlich im Winter? Zum Beispiel die Welt bereisen und gut 200 Golfplätze bespielen, die auch Schauplätze auf der PGA- und der European-Tour sind — und zwar virtuell auf der Indoorgolfanlage an der Kleinbeckstraße 7a. In der Golf-Lounge lassen sich die beliebtesten Golfplätze der Welt simulieren — auf einer sechs mal drei Meter großen Leinwand. Davor gibt es eine begrünte Abschlagsbox samt Bunkerspielsimulation und Puttinggrün. Und wie ist das Spielgefühl im Golf-Simulator? Das wollte die WZ wissen und wagte den Selbstversuch.

Benjamin Wuttke steht dabei als Profi unterstützend zur Seite. Der Sohn des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Wolfram Wuttke ist Profi-Trainer und gewann 2015 sogar die Deutsche Golflehrer-Meisterschaft. Meine Berührungspunkte mit dem Sport beschränkten sich bislang auf Berichte über die Golf-Bundesliga und ein paar Test-Abschläge. Da ist Wuttke genau der richtige Ansprechpartner. Aus den rund 200 Anlagen soll es eine in toller Lage sein: Pebble Beach Golf Links in Kalifornien (USA). Wenn schon golfen, dann auch mit der entsprechenden Atmosphäre. 2019 wird Pebble Beach übrigens Austragungsort der US Open sein. Ein Besuch in der realen Welt würde satte 550 Euro kosten.

Dass ich schon lange keinen Sport mehr gemacht habe, und Golf nicht mal eben im Vorbeigehen erledigt werden kann, bekomme ich bereits nach den ersten Schlägen zu spüren. Benjamin Wuttke hatte den Rat gegeben, den Körper mit Dehnübungen auf die Aufgabe vorzubereiten.

Es dauert in der Folge, bis es losgehen kann. Nach 17 Minuten sind die angewinkelten Beine, Fußstellung und Oberkörperhaltung in Einklang gebracht. Die Ruhe, die Wuttke ausstrahlt, ist enorm. Er spornt mich zu besseren Leistungen an, schließlich will ich am Ende nicht ganz so schlechte Resultate vorweisen. Doch ich bin froh, in der Halle zu sein. Draußen wäre ich bei den niedrigen Temperaturen wohl schon am ersten Loch erstarrt.

Bei der Erprobung der ersten Schläge kommt mir meine sportliche Vergangenheit als Handballer und Tennisspieler zugute. Nach anfänglichen Schwierigkeiten glaube ich sogar, ein zufriedenes Schmunzeln in Wuttkes Gesicht erkennen zu können. Auch bei der Handhabe der Golfschläger bekomme ich vor der naturgetreuen Nachbildung der atemberaubenden Landschaft immer mehr Routine.

Vor den Augen der Kamera, die jede meiner Bewegungen aufzeichnet und von einem Computer im Hintergrund in die verschiedenen Schlagdistanzen berechnen lässt, greife ich zum Neuner Eisen. Damit schaffe ich eine Distanz von 98 Metern, mit dem Siebener Eisen sind es schon 117 Meter. Meinen persönlichen Rekord schaffe ich dagegen mit dem Fünfer Holz — 152 Meter werden es. Für geübtere Golfer mag diese Leistung relativ sein, mich stellt sie für den Moment zufrieden.

Nach zwei Stunden und 27 Minuten ist der virtuelle Rundgang auf dem Golfplatz in Kalifornien beendet. Für mich steht danach fest: Das war spannend und herausfordernd zugleich und eine passende Alternative bei schlechtem Wetter. Für Anfänger ist es zudem von Vorteil, dass man die Bälle nicht erst jedes Mal suchen und wiederholen muss. Dennoch sollte man den Indoor-Sport nicht unterschätzen. Denn die Kamera registriert, ob man sich an den einzelnen Löchern bewegt. Bleibt man etwa an einer kniffligen Stelle vor der Leinwand stehen, geht die Simulation nicht weiter. Da hilft es dann nur in die Knie zu gehen und sich die Lage des Golfballs aus einer anderen Perspektive anzusehen.

„Es kommt den normalen Bedingungen schon sehr nah“, urteilt auch Profigolfer Ralf Geilenberg, der im Anschluss eine Runde golft — übrigens auf der gleichen Anlage in Kalifornien.

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