20 Prozent weniger Energie bis 2030

Was Sprockhövel tun könnte, um das Klima zu schützen, zeigt ein Konzept, das im heute im Umweltausschuss vorgestellt wird.

20 Prozent weniger Energie bis 2030
Foto: Andreas Fischer

Sprockhövel. Was kann Sprockhövel wie für den Klimaschutz tun? Diese Fragen soll das 156-seitige integrierte Klimaschutzkonzept beantworten, das morgen im Umweltausschuss vorgestellt wird. Die Firma Gertec hat sich ein Jahr lang damit beschäftigt und auch viele Gespräche mit Sprockhöveler Akteuren geführt. Finanziert wird das Konzept aus Fördermitteln des Bundes.

Der gesamtstädtische Energieverbrauch sank zwischen 1990 und 2015 von rund 752 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a) auf 580. Rund sieben Prozent des Heizenergieverbrauchs wird inzwischen über erneuerbare Energien abgedeckt, die beiden Windkraftanlagen erzeugen sieben Prozent des Stromverbrauchs. Private Haushalte haben ihren Energieverbrauch in den vergangenen 14 Jahren um rund 30 Prozent reduziert, die Wirtschaft von rund 330 GWh/a 1990 auf etwa 240 im Jahr 2015. Der Verkehr hingegen benötigt heute ebenso viel Energie wie vor 25 Jahren.

Anhand von bundesweiten Studien errechnete Gertec sogar, wie viel Energie Sprockhövel wohl in Zukunft sparen könnte: Rund sieben bis neun Prozent bis 2020, und rund 20 Prozent bis 2030, haben die Konzept-Ersteller errechnet.

Zur Reduzierung des Verkehrs schlägt das Büro optimierte Stadtentwicklungskonzepte vor, die für kürzere Wegstrecken sorgen. Zur Vermeidung könnten — besonders in der Wirtschaft — Telefon- und Videokonferenzen beitragen. Radförderprogramme und eine Attraktivierung des ÖPVN fallen ebenfalls unter diesen Punkt.

Potenzial sehen die Experten beim Ausbau von Photovoltaikflächen sowie der Nutzung von Windkraft und Bioenergie. So könnte durch das Verwerten von Holzresten aus den Wäldern rund 3,8 (GWh/a) nutzbar gemacht werden.

Durch konsequente Zuführung aller Bioabfälle in Biogasanlagen könnten 1,4 GWh/a entstehen. Gleich 7,3 GWh/a könnte Solarthermie bringen, also die Erzeugung von Warmwasser durch die Kraft der Sonne. Bei Photovoltaik sehen die Experten sogar ein Ausbaupotenzial von 75,5 Gwh/a.

„Ein zentraler Baustein des Klimaschutzkonzeptes bildet die Beteiligung unterschiedlicher Akteure“, betonen die Verfasser. Deshalb wurden drei Themenworkshops durchgeführt (die WZ berichtete). Dadurch sollen neue Ideen in die Bevölkerung getragen werden.

Gertec schlägt der Stadt einen Maßnahmenkatalog vor. So soll die Stelle eines Klimaschutzmanagers schaffen und ein Konzept für die Kommunikation erstellt werden. Die Stadt könnte am European Energy Award teilnehmen und eine Info-Plattform erstellen. Außerdem sollten Privathaushalte Energiespar- und Konsumtipps bekommen. Auch Fördermittel sollen bekannter werden.

Aktionen wie eine plastikfreie Innenstadt sollen das Umweltbewusstsein stärken. Kleine und mittlere Unternehmen sollen Anreize für Klimaschutz-Maßnahmen erhalten, etwa durch die Aktion Ökoprofit. Für zusätzliche Photovoltaik-Anlagen auf Dächern sollen weiterhin „Bürgersolaranlagen“ sorgen. Straßenlaternen sollen auf LED umgestellt werden.

Um mehr Menschen aufs Rad zu locken, sollen die Wege ausgebaut und besser ausgeschildert werden. Mit Aktionen wie „Stadtradeln“, „Autofrei zur Schule“ oder „Job-Bike“ soll Fahrradfahren populär werden. Zudem sollten neue Abstell-Möglichkeiten für Räder geschaffen werden.

Spannend sind sicherlich die Pilotprojekte Nachbarschaftsauto — bei dem Nachbarn gemeinsam ein Auto nutzen — und die Mitfahrerbank, auf die sich Menschen setzen und damit einem Wunsch nach einer Mitfahrgelegenheit ausdrücken können.

Sinnvoll erscheint den Erstellern des Konzepts auch, in einem der Sprockhöveler Gewerbegebiete ein Klimaschutzteilkonzept zu erstellen, das bis zu 85 Prozent vom Bund gefördert wird. Zudem könnte die Stadtverwaltung ihren Mitarbeitern Dienst-Fahrräder und -Pedelecs zur Verfügung stellen und sie in umweltfreundlichem Autofahren schulen.

Alle vorgeschlagenen Maßnahmen würden die Stadt 239 500 Euro an Sachkosten sowie 125 580 Euro Personalkosten kosten. Die Politiker müssen jetzt darüber entscheiden, welche dieser Maßnahmen sie im ersten Schritt beginnen wollen.

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