Serie "Sommer im Regen" Die deutsche Regenzeit heißt „Sommer“

Ausgerechnet dann, wenn die Stimmung auf Sonne und Freibad steigt, fällt an Rhein und Wupper so viel Wasser vom Himmel wie in keinem anderen Monat.

Serie "Sommer im Regen": Die deutsche Regenzeit heißt „Sommer“
Foto: tüc

Wuppertal. 1154,1 Liter — das ist mehr Volumen, als in zwölf XL-Reisekoffer oder den Abfallbehälter eines Mehrfamilienhauses passt. So viel Regen — verteilt auf 200 bis 230 Tage — fällt in einem durchschnittlichen Jahr in Wuppertal pro Quadratmeter vom Himmel. In den Nachbarstädten Solingen (1091,5 Liter) und Hagen (974,7 Liter) ist es kaum weniger. Das an sich ist noch nicht der schlechte Teil der Nachricht. Der lautet: Während des Junis wird es statistisch nicht nur an mindestens 20 von 30 Tagen regnen.

Es wird an diesen Tagen auch stärker regnen als in anderen Monaten des Jahres — und da sind statistische Ausreißer wie der Starkregen vom vergangenen Dienstag noch gar nicht eingerechnet.

Deutschlandweit sind die Sommer-Monate von Mai bis August zwar natürlich die wärmsten und hellsten, aber tatsächlich auch die regenreichsten. Die Düsseldorfer und Krefelder mögen sich angesichts der bergischen Zahlen wohlig gruseln und mit dem Wissen trösten, dass es bei ihnen an bis zu 50 Tagen weniger und auch bei weitem nicht so ergiebig regnet (Düsseldorf: 779,2 Liter pro Jahr, Krefeld: 762,5 Liter) wie in Remscheid, Solingen und Wuppertal. Doch auch im niederrheinischen Flachland gilt vielfach: Bis Pfingsten ist es draußen für vieles zu kalt, danach aber zu nass oder zu gefährlich. Vor allem aber: Trotz erheblich verbesserter Vorhersagen bleibt das Wetter weitgehend unkalkulierbar.

In Krefeld fahren heute noch letzte verbeulte Autos mit dem trotzigen Bekenntnis „30. Mai 2008: Ich war dabei“ in Erinnerung an ein 15-minütiges Gewitter herum, bei dem Golfball-große Hagelkörner 20 Menschen verletzten und ein hoher zweistelliger Millionenschaden entstand. Expertenverbände wie die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) in Bonn attestieren den deutschen Städten seit Jahren, sich mittlerweile zwar recht ordentlich gegen Flusshochwasser zu schützen, jedoch praktisch über keine tragenden Konzepte gegen Sturzfluten zu verfügen, und zwar weder gegen häufige noch gegen extreme Ereignisse. Dabei gibt es durchaus Rathäuser, die die Zunahme von extremen Wetterereignissen bereits in die Stadtplanung einbeziehen.

Neben Sicherheitsaspekten soll es in der Sommer-Serie von Westdeutscher Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider Generalanzeiger aber vor allem darum gehen, wie man seine Sommer-Laune wetterfest macht. So sind inzwischen nahezu alle großen Freizeit-Parks auf Regentage eingestellt, fanden unsere Reporter heraus, und auch ein Zoo-Besuch muss wegen Regens noch lange nicht ins Wasser fallen.

Neben den besten Ausflugstipps für verregnete Tage in den Städten der Region (und ein bisschen darüber hinaus), die natürlich auch bei Sonnenschein Spaß machen, geben Profis praktische und teils verblüffend einfache Tipps, wie man einen verregneten Grill-Abend rettet oder die Traumhochzeit auch bei flüssigem Sonnenschein dank kluger Vorbereitung gelingt.

Wichtig für Fußball-Fans: Wir schreiben, wo sich die die besten Public-Viewing-Plätze für heiter bis wolkige Abende während der Weltmeisterschaft finden. Andererseits gibt es gerade Musik-Festivals wie den „Rock am Ring“ oder „Haldern-Pop“, die seit Jahren regelmäßig unter Wasser stehen, und sich gerade wegen der zu erwartenden Schlammschlacht bei ihren Fans größter Beliebtheit erfreuen.

Im Rahmen der Serie liefern wir natürlich auch die besten Regen-Songs, die man pfeifen kann, während man durch die Pfützen springt, und auch die romantischsten Orte der Region, um einen warmen Sommerregen zu erleben.

Übrigens färbt das Wetter auch auf die Sprache ab: In Nordrhein-Westfalen gibt es (fast) so viele Beschreibungen für Regen wie in asiatischen Sprachen für Reis. Oder wie der Kölner sagt: „Wenn et nit rähnt, dann dröppelt et.“ Falls es nicht richtig „plästert“. Was auch länger dauern kann, wenn es „am plästern“ ist. Es kann natürlich auch „siffen“ oder „siepen“ (je nach Region), wobei letzteres sowohl den Vertikalniederschlag als auch einen dadurch entstandenen kleinen Wasserlauf bezeichnen kann.

Regelrecht unverzeihlich wäre, wenn wir im Rahmen der Serie nicht einen ganz besonderen bergischen Geburtstag feiern würden: Vor 90 Jahren wurde in Solingen der bis heute beliebte Taschenregenschirm „Knirps“ erfunden. Und dass in unserer Region selbst der Gummi-Stiefel zum Mode-Accessoire aufsteigen kann, versteht sich fast von selbst. Wer die besten Regenjacken der Welt herstellt, erfahren Sie von denen, die sie wirklich täglich brauchen. Und was die Landwirte über den Sommer 2018 denken, fragen wir in den kommenden Wochen natürlich auch.

Dass die Niederrheiner vom Wetter begünstigter sind als die Bergischen, verdanken sie übrigens ausschließlich dem Umstand, dass ihre tiefer gelegene Heimat sich in einem „Regenschatten“ befindet. So ähnlich soll sich die Trockenheit der Wüste Gobi hinter dem Himalaya erklären, dessen Rolle in NRW die Nordeifel und das Hohe Venn bei Aachen übernehmen. Aber das erklärt Wetter-Experte Sven Plöger in einer der ersten Serien-Folgen.

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