Insolvenz: VfR setzt auf Neuanfang in der Bezirksliga

Das Verfahren ist eröffnet. Aufsichtsratsvorsitzender will Einsicht in die Bücher notfalls vor Gericht erzwingen.

Neuss. Die ganz große Niederlage scheint abgewendet: Das Insolvenzverfahren in Sachen VfR ist eröffnet, die Gebühren in Höhe von 3000 Euro sind bezahlt. Nun erwartet den Traditionsclub die Bezirksliga — wenn alles gutgeht und die Insolvenz abgewendet werden kann. Immerhin muss der VfR dann nicht aufgelöst werden. Präsident Reinhard Wendt gibt sich deshalb auch optimistisch.

„Freudig“ sieht er dem Ende des Verfahrens entgegen. Immerhin: Etwa 10 Prozent der Schulden in Höhe von 133 000 Euro muss der Verein aufbringen, den größten Teil schuldet er der Berufsgenossenschaft. Wendt deutet an, einige potentielle Sponsoren hätten ihm bereits Unterstützung signalisiert; „Menschen, die bisher mit dem VfR nichts zu tun hatten“. Der 2008 vorgestellte Sponsor Zemson übrigens, dessen Name bereits die Trikots zierte, habe „nicht einen Euro gezahlt“. Wendts Zuversicht aber speist sich aus einem anderen Bekenntnis. „Wenn es gar nicht anders geht, zahle ich’s privat.“

Und doch gibt es noch einen Berg von Problemen. Es gibt keine erste Mannschaft, für den Spielbetrieb in der Landesliga ist der VfR längst abgemeldet. Schon vorher hatte Trainer Jörg Ferber hingeschmissen, ebenso der sportliche Leiter, auch Vizepräsident Carsten Thiel wollte nicht mehr.

Und dann die Akten. „Wäschekörbe voller Unterlagen“ habe er sich bei Schatzmeister Dieter Schmitz abgeholt, sagt Wendt, der seit dem Herbst dem Verein vorsteht. Und er bekennt: „Alle Zahlen habe ich immer noch nicht.“ Deutlicher wird da Michael Klinkicht (Grüne), wie der Präsident (Zentrum) im Stadtrat und jetzt Vorsitzender des Aufsichtsrates. „Wir können nur einen Neuanfang durchstehen, wenn jetzt seriöse Zeiten anbrechen.“

Doch warte er seit Monaten auf die Bücher des Vereins. Der Schatzmeister verweigere ihm die mit immer neuen Entschuldigungen. Seine Kontrollfunktion könne er so nicht ausüben, sagt Klinkicht: „Ich behalte mir weitere Schritte vor — bis hin zur Anzeige.“ Reinhard Wendt kündigt nun an, dem Schatzmeister werde „ein Mann zur Seite gestellt“.

Parallel zur Suche nach den letzten Belegen und der Prüfung, „was so alles falsch gelaufen ist“, forciert Wendt den personellen Neuaufbau. Sieben Spieler hätten sich bis jetzt für die neue erste Mannschaft gemeldet. „Die bekommen gerade mal ein Wegegeld“, betont der Präsident: „Wir sind so am Boden, anders können wir es eben nicht. Diese Linie ziehe ich jetzt knallhart durch.“

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