Handball/DHC Rheinland: „Die maximale Katastrophe“

Der Bundesligist DHC Rheinland ist pleite und muss Insolvenz anmelden.

Dormagen. Handball-Bundesligist DHC Rheinland steht endgültig vor dem Aus. Am Dienstag meldet Geschäftsführer Heinz Lieven in Düsseldorf Insolvenz an. Was sich mit der Pleite von Hauptsponsor HR-Commitment im Herbst bereits angedeutet hatte, ist jetzt traurige Gewissheit.

Dass dieser Schritt nicht schon eher erfolgte, ist in dem Optimismus begründet, den Lieven noch im November hegte. Gleich sechs Unternehmen — vier aus Asien, zwei aus Köln — hatten Interesse bekundet, als Namensgeber des Sportcenters einzuspringen und die Lücke in Höhe von 350 000 Euro im 1,7-Millionen-Euro-Etat zu schließen, die HR-Commitment hinterlassen hatte. Doch nach und nach seien alle abgesprungen. Der letzte am Sonntag, bedauert Lieven, der Ende 2010 noch einmal 300 000 Euro aus seinem Privatvermögen in den DHC pumpte.

„Die Wechselfrist dauert bis zum 15. Februar, die Spieler können sich ab sofort einen neuen Verein suchen“, sagt Lieven. Er kündigte den Dormagener Handballern sowie den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle am Montag fristgerecht zum 15. März.

Das halbe Januar-Gehalt sei noch ausgezahlt worden, „für den Rest ist ab sofort der Insolvenzverwalter zuständig. Die Konten sind dicht“, erklärt der Geschäftsführer. Dass der Tabellenletzte zum Spiel am Mittwoch in Berlin und am Sonntag gegen Melsungen noch antritt, sei eher unwahrscheinlich. Lieven: „Ich könnte ja noch nicht einmal den Bus bezahlen.“

Enttäuscht ist der Geschäftsführer auch von der Stadt Dormagen. Eine Bank sowie ein Tochterunternehmen der Stadt — Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann sitzt jeweils im Aufsichtsrat — hätten ihr Sponsoring eingestellt oder heruntergefahren. Einen Termin mit Lieven habe Hoffmann am Freitag 45 Minuten vorher abgesagt.

„Das ist eher ein Zeichen der Gering- als der Wertschätzung“, sagt Vorgänger Heinz Hilgers, jetzt Aufsichtsratsvorsitzender beim DHC. Für ihn ist die Insolvenz „die maximale Katastrophe für den Sport im Rhein-Kreis Neuss. Das Flaggschiff ist untergegangen. Auswirkungen auf das Sportinternat und die Jugendarbeit beim TSV Bayer Dormagen werden nicht ausbleiben“, prophezeit Hilgers.

Auch der letzte Versuch, das sinkende Schiff zu retten, schlug fehl: 250 Unternehmen im Kreis hat Lieven angeschrieben und um Hilfe gebeten, auch 100 japanische Firmen. Die Resonanz: „Gleich Null. Das Konzept DHC ist gescheitert“, sagt Lieven unmissverständlich.

Ob Dauerkartenbesitzer ihr Geld zurückbekommen, ist fraglich. „Das liegt beim Insolvenzverwalter. Gehälter oder die Insolvenzkosten gehen aber vor“, weiß Hilgers. Ähnlich sehe das bei möglichen Regressforderungen anderer Vereine aus, die Einnahmeverluste hinnehmen müssen, weil die Heimspiele gegen Dormagen nun aus dem Spielkalender gestrichen werden.

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