Mehr als nur Blumensträuße binden

Ralf Bender ist Florist, er gehört zu den wenigen Männern in diesem Beruf.

Neuss. Erkennt man daran einen männlichen Floristen? Dass er Blumen mit Bier vergleicht? Auf die Frage, ob es sich bei der Pflanze vor ihm um eine Orchidee handele, antwortet Ralf Bender jedenfalls - "das ist eine Phalaenopsis, aber Sie können auch Orchidee sagen. Wie beim Bier, das eine ist der Oberbegriff, das andere, also Pils, Alt oder Kölsch, sind die einzelnen Sorten."

Etwa 3.000 dieser botanischen "Sorten" hat Ralf Bender nach eigenen Angaben im Kopf, "mit Vor- und Zuname und allen Grundkenntnissen", sagt er selbst. Als Mann mit der Berufsausbildung eines Floristen gehört er zu den Ausnahmen unter seinen Kolleginnen. "In einem Ausbildungsjahrgang liegt die Quote bis heute etwa bei 25:1, in Meisterschulen vielleicht bei 20:4", sagt Bender.

Auf die Frage, warum das so ist, hat er keine rechte Antwort. "Wer glaubt, dass ein Florist den lieben langen Tag nur Sträuße bindet, ist jedenfalls auf dem Holzweg. Florist ist ein Knochenjob", weiß Bender.

"Vielleicht schreckt der geringe Verdienst junge Männer ab", überlegt er, fügt dann aber hinzu, dass dies nur bedingt gelte. "Wenn man die Ausbildung als Sprungbrett betrachtet und sich vielleicht irgendwann einmal selbstständig macht, dann gilt dieses Argument eigentlich nicht mehr."

Er selbst hat vor kurzem mit seiner Frau ein Jubiläum gefeiert - vor 25 Jahren haben sich die beiden mit einem Laden selbstständig gemacht. "Erst waren es 30 Quadratmeter, dann 100 und jetzt sind es 2.000 Quadratmeter Verkaufsfläche", sagt Bender nicht ohne Stolz.

Als er damals mit 16, 17 Jahren vor der Frage stand, was mal aus ihm werden sollte, stand eigentlich der Berufswunsch Schreiner ganz oben auf seiner Hitliste. Als das nicht ging, blieb der Drang, etwas im gestalterischen Bereich zu machen.

"Im Beruf des Floristen vereinigen sich ganz viele unterschiedliche Dinge. Sie brauchen kaufmännisches Wissen, müssen kreativ sein, gärtnerische Tätigkeiten beherrschen. Für mich ist es der schönste Beruf der Welt", schwärmt Bender.

Nur einmal hat er die Erfahrung gemacht, dass ein Kunde irritiert darauf reagierte, dass ein Mann hinter der Theke stand. "Das war vor vielen Jahren in Landshut. Da betrat ein richtiger Bayer den Laden und auf meine Frage, ob ich ihm helfen könne, sagte er: "I’ brauch’ keine Hilfe. I’ brauch des Madel."

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