Zwei Menschen sterben bei Unfall

Ein Motorradfahrer (26) und seine Mitfahrerin (20) wurden auf der Brücke über den Verschiebebahnhof über das Geländer geschleudert und stürzten acht Meter in die Tiefe.

Neuss. Es sind deutliche Worte, die der Einsatzleiter der Feuerwehr am Samstagnachmittag an die Schaulustigen wendet. „Handy aus“ lautet die Ansage. Während Rettungskräfte auf einem Parkplatz unter der Brücke über den Verschiebebahnhof um das Leben eines 26 Jahre alten Motorradfahrers und seiner 20 Jahre alten Mitfahrerin kämpfen, stehen oben auf der Brücke Gaffer, um das Geschehen zu filmen und Fotos zu machen. „Ein Unding“, betont Feuerwehrsprecher Frank Lambertz.

Zwei Menschen sterben bei Unfall
Foto: Patrick Schüller

Die Rettungskräfte hatten schon genug zu tun. Gegen 16.30 Uhr hatte der Motorradfahrer aus Düsseldorf laut Polizeiangaben aus noch ungeklärter Ursache in einer Rechtskurve in Fahrtrichtung Neuss die Kontrolle über seine Maschine verloren. Das Motorrad prallte daraufhin offenbar gegen die Fahrbahnbegrenzung aus Beton. Der Fahrer und seine Mitfahrerin aus Neuss wurden über das Brückengeländer geschleudert, stürzten acht Meter in die Tiefe und schlugen auf einem Parkplatz auf. Das Motorrad rutschte auf der Fahrbahn noch einige Meter weiter.

Ein Großaufgebot an Rettungskräften rückte an: zwei Rettungshubschrauber, zwei Löschzüge der Feuerwehr, zwei Notärzte, Rettungswagen und Polizei. Die Helfer leiteten umgehend Reanimationsmaßnahmen ein, doch die 20-Jährige starb noch am Unfallort. Der 26 Jahre alte Fahrer wurde lebensgefährlich verletzt in die Uniklinik Düsseldorf gebracht. Dort erlag er seinen Verletzungen in der Nacht zu Sonntag.

Auch an den Augenzeugen ging der Unfall nicht spurlos vorbei. Eine Zeugin stand unter Schock und musste vor Ort behandelt werden. Die Unfallstelle wurde für etwa vier Stunden in beide Richtungen gesperrt.

Am Tag danach herrschte Trauer und Betroffenheit. Auf einem Motorrad-Open-Air-Gottesdienst im benachbarten Holzbüttgen wurde der beiden Unfallopfer gedacht.

Die Polizei ist derzeit mit den Ermittlungen beschäftigt, weshalb der Fahrer die Kontrolle über sein Motorrad verlor. Und natürlich sind auch die Schaulustigen ein Thema. „Sie sind der Aufforderung der Einsatzkräfte schnell nachgekommen und haben aufgehört, zu filmen oder Fotos zu machen“, sagt Lambertz. Aber es liegt Bitterkeit in seiner Stimme, wenn er mit Blick auf Gaffer, die ihr Smartphone zücken, sagt, dass „ein solches Verhalten an Unfallorten inzwischen leider fast schon normal ist“.

Die Polizei bestätigt, dass einige Schaulustige vor Ort waren. Aber auch dort ist davon die Rede, dass es nicht mehr waren als bei anderen Einsätzen auch. Besondere Maßnahmen seien daher nicht erforderlich gewesen.

Das ist jedoch längst nicht die Regel. Polizeisprecherin Diane Drawe erinnert in diesem Zusammenhang an einen Unfall, der sich im vergangenen Jahr in Grevenbroich ereignete und bei dem ein Kind starb. „Da gab es so viele Schaulustige, dass extra Kollegen hinzugezogen wurden, um dagegen vorzugehen“, betont sie: „Wir verurteilen das Gaffen an Unfallstellen und gehen dagegen konsequent vor.“

Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Platzverweise, denn die Möglichkeiten der Polizei sind eingeschränkt. Hinzu kommt, dass die Einsatzkräfte erst einmal anderes zu tun haben, als sich um Schaulustige zu kümmern — schließlich geht es um diejenigen, die zu Schaden gekommen sind. Nicht zu verwechseln sind Schaulustige jedoch mit Augenzeugen. Sie sind für die Polizei wichtig, um den Unfallhergang rekonstruieren zu können.

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