Zum Jahreswechsel darf in Kaarst die älteste Glocke der Stadt erklingen

Die 1483 gegossene Martinusglocke läutet nur noch zu besonderen Anlässen. Warum, das erklärt der Kirchenvorstand von St. Martinus.

Zum Jahreswechsel darf in Kaarst die älteste Glocke der Stadt erklingen
Foto: Andreas Woitschützke

Kaarst. Pünktlich um Mitternacht werden morgen fünf Glocken der Sankt Martinus Kirche das neue Jahr einläuten. Im Turm des Gotteshauses hängen allerdings sechs. Doch die Martinusglocke aus dem Jahr 1963 muss schweigen. Denn ihre rund 500 Jahre ältere „Zwillingsschwester“ wird ihren großen Auftritt haben. „Traditionell wird in der Silvesternacht die älteste Glocke von Kaarst geläutet“, erklärt Hermann-Josef Sülzenfuß vom Kirchenvorstand. Weil die Martinusglocke aus dem Jahr 1483 und ihre 1963 gegossene Nachfolgerin nicht synchron geschaltet werden können, darf immer nur eine von ihnen zum Einsatz kommen. „Sonst würde ganz kurz hintereinander der gleiche Ton zu hören sein“, erläutert Kirchenvorstandsmitglied Konrad Wilms.

Dass es überhaupt zwei Martinusglocken in Kaarst gibt, hängt mit der Geschichte der älteren zusammen. Bis zum Jahr 1960 hing die alte Martinusglocke in der Kirche Alt St. Martin. „Nach Fertigstellung der Sankt Martinus Kirche und deren Turm wurden dort Glocken benötigt. Die Marien- und die Martinusglocke sind aus Alt St. Martin herübergebracht worden“, berichtet Wilms. Doch schon rund drei Jahre später sei in der Martinusglocke ein Riss entdeckt worden, der damals irreparabel war. „Sie wurde aus dem Glockenturm geholt und stand zunächst im Priesterhof. Später ist sie zurück nach Alt St. Martin gebracht worden“, erzählt Sülzenfuß. Dort stand sie lange Jahre auf einem Sockel neben der Kirche.

Als Ersatz für die „ausrangierte“ wurde eine neue Martinusglocke gegossen: 1700 Kilo schwer und ebenso wie ihre Vorgängerin auf „D“ gestimmt, läutete sie fortan mit der Marienglocke und den drei kleineren Sebastianus-, Matthias- und Maria-Goretti-Glocken in Sankt Martinus — bis vor rund zwei Jahren der Glockenturm saniert werden musste.

„Die Schwingungen der drei kleinen Glocken hatten zu einer Instabilität des Turms geführt“, erklärt Wilms. Alle fünf Glocken wurden damals ausgebaut und später in einem neuen Aufhang montiert. Dabei besann man sich der alten Martinusglocke, die noch immer auf dem Sockel stand. „Inzwischen war die Technik deutlich weiter, eine Reparatur der Glocke möglich“, berichtet Sülzenfuß. Der Kirchenvorstand beschloss, die älteste Glocke von Kaarst wieder herstellen zu lassen. So nahm sie schließlich ihren Platz in Sankt Martinus wieder ein.

„Wir bekommen vom Erzbistum eine Läutordnung. Spezialisten legen darin fest, welche Glocken tonal zusammen passen und zu welchem Anlass sie geläutet werden“, erklärt Sülzenfuß. Weil Sankt Martinus nun zwei gleich klingende Glocken hat, wird die älteste zu besonderen Anlässen geläutet — wie in der Silvesternacht.

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