Zeitreise auf Schloss Dyck

Samstag und Sonntag können sich Besucher noch einmal in das 16.Jahrhundert zurückversetzen lassen.

Rhein-Kreis Neuss. Flink gleiten die Holznadeln durch das weiße Netz aus Leinengarn, Anna Kesslers Blick verfolgt konzentriert die Bewegung ihrer eigenen Hände. "Das Netzen ist ein Handwerk, das es schon seit mehr als 1.000 Jahren gibt. Erfunden haben es vermutlich die Fischer", erklärt die 70-Jährige, ohne aufzusehen.

Auf ihrer Nase sitzt ein Zwicker, ihr graues Haar wird von einem beigen Leinentuch zusammengehalten. "Später wurden die Netze dann auch als Kopfbedeckung verwendet", erzählt sie weiter. Seit zwölf Jahren beschäftigt sich das Ehepaar Anna und Leo Kessler mit dem Mittelalter. 15 Märkte besuchen sie im Jahr als Aussteller, kommen so in Holland, Belgien, Österreich und Deutschland herum. Auf Schloss Dyck ist das Paar aus der Pfalz nicht zum ersten Mal.

Nachdem Schloss Dyck am Donnerstag mit vielen Programmpunkten das viertägige Renaissancefest eröffnet hatte, gönnte es sich am Freitag erst einmal eine kleine Verschnaufpause. Mit rund 80 Marktständen hatten die Besucher dennoch jede Menge zu tun: Aussteller verkauften Schmuck, Gewürze, Schwerter, Bögen, Gewänder, Schuhe, Stoffe oder Hüte - und wussten mit jedem Besucher, ob eingefleischter Mittelalter-Fan oder Neuling, ins Gespräch zu kommen.

"Seid gegrüßt, ihr Holden!", begrüßt Aussteller Bernd Ulbricht die Besucher mit ausschweifender Handbewegung. Der Spaß ist dem Duisburger anzusehen: "Wir zeigen die guten Seiten des Mittelalters, sorgen dafür, dass die Leute mit allen Sinnen auf Zeitreise gehen können." Schnell knüpfe man Kontakte, habe durch die Gewandung eine gewisse Narrenfreiheit.

"Die Kulisse von Schloss Dyck trägt einen großen Teil zur guten Stimmung bei. Es ist einfach wunderschön hier", sagt er. Der Meinung sind auch Beate und Jürgen Ruhr, die regelmäßig Mittelaltermärkte besuchen und sich für ihre Erkundungen seit einigen Jahren auch selbst in entsprechende Gewänder werfen. "Die Atmosphäre ist unbeschreiblich, das sollte sich jeder mal ansehen."

Samstag und Sonntag geht es weiter: In den Ritterlagern im Park gibt es nicht nur Waffen und Ritter zu sehen, es kann auch mitgemacht werden - ob Bogenschießen, Axtwerfen oder Mittelalter-Spiele. Dreimal pro Tag messen sich Ritter im Schwertkampf, Spielleute und Musici spielen auf zwei Bühnen.

Für Kinder gibt es eine Schule für Ritter, die dann im Kinderritterturnier den großen Vorbildern nacheifern dürfen. Theaterspieler und Erzähler berichten von mittelalterlichen Sagen, und Narren und Gaukler sorgen für Unterhaltung. Und auch der Mittelaltermarkt ist ab 11 Uhr geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort