Zahl der Hausärzte geht zrück

Immer mehr Zulassungen in der Schlossstadt bleiben frei.

Zahl der Hausärzte geht zrück
Foto: dpa

Grevenbroich. In der Grevenbroicher Innenstadt einen neuen Hausarzt zu finden, stellt derzeit einige Patienten vor große Schwierigkeiten. Dies berichtet ein Bürger. Er habe mehrere Praxen aufgesucht, doch es habe dort einen Aufnahmestopp gegeben.

Eine Nachfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) ergibt bei der Hausarztsituation kein eindeutiges Bild: Einerseits erklärt Pressesprecher Christopher Schneider, dass die hausärztliche Versorgung in Grevenbroich formal als gut zu bezeichnen sei, andererseits könnte sich das bald ändern. Die Ausgangssituation ist, dass die Stadt Grevenbroich zusammen mit den Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen einen hausärztlichen Versorgungsbezirk bildet. „In diesem Versorgungsbezirk sind derzeit 56 Hausärzte niedergelassen“, erklärt der Sprecher.

Das bedeute einen Versorgungsgrad von knapp 95 Prozent. Allerdings sagt Schneider auch: „Aktuell sind 9,5 Zulassungen frei“, es könnten sich also noch mindestens neun Hausärzte in der Schlossstadt niederlassen. Anfang 2016 waren es noch acht freie Zulassungsmöglichkeiten gewesen. Eine negative Entwicklung ist also zu erkennen. Auch ein Blick in die Zukunft ist laut Schneider wenig zufriedenstellend: „Angesichts der Altersstruktur der nordrheinischen Hausärzte insgesamt (s. Kasten) gehen wir davon aus, dass sich perspektivisch die Anzahl freier hausärztlicher Sitze auch in Städten wie Grevenbroich erhöhen wird. Etwa jeder vierte heute noch aktive Hausarzt in Nordrhein ist über 60 Jahre alt und wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich einen Praxisnachfolger suchen.

Insgesamt müssten nach unseren Berechnungen bis zum Jahr 2030 allein in Nordrhein rund 5000 Hausärzte gewonnen werden, um das Versorgungsniveau von heute zu erhalten.“

Dr. Peter Cremerius, Hausarzt

Grevenbroich hat aber aus Sicht des KVNO-Sprechers noch recht gute Chancen im Wettbewerb um junge Ärzte, auch weil große Städte wie Düsseldorf und Köln in der Nähe seien. In ländlicheren Kommunen sehe das teilweise anders aus.

Auch Dr. Peter Cremerius, Hausarzt und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP-Stadtratsfraktion, sieht die Situation kritisch: „Es ist schwierig“, sagt er und: „Das wird sich noch dramatisch verschlimmern.“ Es gebe ein Problem mit dem Ärztenachwuchs, der zum Großteil weiblich sei. Frauen seien weniger bereit, sich mit einer Hausarztpraxis selbstständig zu machen, glaubt Cremerius. In vielen Praxen werde schon heute über das Regelvolumen — also eine bestimmte Patientenzahl pro Quartal — hinaus behandelt. „Die Kapazität ist irgendwann erschöpft“, sagt der Arzt. Dann entschieden sich einige Praxen für den Aufnahmestopp.

Er verurteile das nicht, denn irgendwo sei eine Grenze. Er selbst lasse die Patienten weiter kommen, erwarte aber auch, dass sie ihn nicht wegen jeder Kleinigkeit aufsuchten. „Wir haben das kommen sehen“, sagt er über die Entwicklung und: „Ich mache mir große Sorgen.“ Er selbst ist 63 Jahre alt, nach kurzen Nachdenken fallen ihm mindestens sechs Ärzte in „kritischem Alter“ ein, die in den kommenden drei Jahren in den Ruhestand gehen könnten. „Noch sind wir in Grevenbroich gut aufgestellt, aber wir müssen sehen, was sich in den nächsten Jahren entwickelt“, sagt Cremerius.

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