Wildblumenwiesen sollen Insekten in Dormagen retten

Die SPD hat mit einem Antrag auf Insektenwiesen auf erschreckende Zahlen des Nabu reagiert.

Wildblumenwiesen sollen Insekten in Dormagen retten
Foto: dpa

Dormagen Der Naturschutzbund in Deutschland (Nabu) spricht von erschreckenden Ergebnissen. Neueste Daten belegen einen Rückgang von mehr als 75 Prozent an Biomasse bei Fluginsekten — nicht nur bei seltenen oder gefährdeten Arten, sondern insgesamt. Besorgniserregend ist das deshalb, weil das ökologische Gleichgewicht durch diese Veränderungen gestört wird. Insekten dienen nicht nur anderen Arten wie zum Beispiel Vögeln als Nahrung, sondern spielen durch Bestäubung eine wichtige Rolle für die Sicherung landwirtschaftlicher Erträge und den Erhalt von Wildpflanzen. Die Dormagener SPD will den Tieren und dem Ökosystem helfen und hat jetzt die Anlage von Insektenwiesen in Dormagen beantragt.

Dass auch kleinere Maßnahmen, die auf den lokalen Raum beschränkt sind, Sinn machen, wird durch eine Aussage des Nabu bestätigt: „Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Insektenwelt in Schwierigkeiten steckt, sondern wie das Insektensterben zu stoppen ist“, heißt es auf dessen Internetseite. Carsten Müller, SPD-Ratsmitglied und Vorsitzender des Dormagener Planungs- und Umweltausschusses, glaubt, dass Hilfe für Insekten „mit vergleichsweise geringen Mitteln“ auf kommunaler Ebene möglich ist. „So kann auf ausgesuchten Flächen eine extensive und damit insektenfreundliche Pflege erfolgen, die mit der Aussaat passender Samenmischungen gebietsheimischer Wildblumen und Wildgräser unterstützt wird“, meint Müller.

Aus seiner Sicht dafür geeignete Areale: „Bestimmte Kreisverkehre, Randstreifen und ungenutzte Grünflächen könnten so bewirtschaftet werden, dass sie sich zum Lebensraum für Insekten entwickeln.“ Der SPD-Politiker schlägt vor, dass die Technischen Betriebe Dormagen (TBD) und das Umweltteam der Stadt noch in diesem Jahr in Frage kommende Flächen bewerten und auswählen, „so dass bereits ab 2019 mit der Umsetzung begonnen werden kann“.

Beraten werden soll über den Antrag in der nächsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses, der nach Karneval, am 20. Februar, wieder tagen wird (ab 17.30 Uhr im Ratssaal).

Müllers Parteikollegin Sonja Kockartz-Müller, planungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, äußert einen weiteren Wunsch. „Das Projekt muss nachhaltig angelegt werden, sodass die für die Insekten zur Verfügung gestellten Flächen auf längere Zeit reserviert, die Anzahl erweitert und die notwendige Pflege mit aufgenommen werden kann.“ Die Bürgerschaft würde sie gerne in die Projekte und Aktionen einbinden: „Schulen, Kindergärten, Initiativen und Privatpersonen sollen bei der Anlage von Insektenwiesen und auch von Insektenhotels mit einbezogen werden.“ Ein besonderer Anreiz schwebt ihr ebenfalls vor: Ideen und Projekte könnten dann auch mit dem kommenden Nachhaltigkeitspreis prämiert werden.

Unterdessen war vergangenen Sommer und Frühherbst in Zons eine Untersuchung gelaufen, die sich ebenfalls mit Insekten beschäftigte. Dabei ging es um eine Bestimmung der Arten, die sich die Mauerkronen und deren spezielle Bedingungen als Lebensraum aussuchen — da bot sich der Ring um die Zollfeste für die Erhebung an. Zwei Fallen waren auf der Mauerkrone angebracht worden, in der sich die Insekten sammelten. Das Projekt war vom Entomologischen Verein in Krefeld initiiert und vom Landschaftsverband Rheinland gefördert worden.

Ein erstes, unerwartetes Ergebnis: In einer der Fallen sei ein Spinnenläufer gefunden worden. Ungewöhnlich, denn der „scutigera coleoptrata“, so die lateinische Bezeichnung des Hundertfüßers mit den extrem langen Beinen, sei auf der Zonser Mauer nicht zu erwarten gewesen. Vielleicht fördert sie ja weitere Überraschungen zutage.

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