Wie viel Mark gibt es noch in Neuss?

Am 1. Januar 2002 löste der Euro die Mark als Währung ab. Deutschlandweit sind noch knapp 13 Milliarden Mark im Umlauf.

Neuss. Im unscheinbaren durchsichtigen Plastikbeutel bekamen die meisten Deutschen ihre ersten Euro- und Cent-Münzen in die Hände. Zwei Wochen bevor der Euro am 1. Januar 2002 zum offiziellen Zahlungsmittel wurde, konnten Neugierige schon ein Starterkit ergattern. Münzen im Wert von 10,23 Euro waren darin enthalten. Mehr als 50 Millionen dieser Pakete sind ausgegeben worden.

Heute, 15 Jahre danach, verblasst die Erinnerung an die europäische Währungsreform auch in Neuss langsam. Laut Bundesbank sind zwar noch knapp 13 Milliarden D-Mark im Umlauf. Umgerechnet auf die Einwohner wären das rund 25 Millionen Mark alleine in Neuss. Offizielle Zahlen gibt es dazu aber nicht. Ein Großteil des Geldes ist aber offenbar verloren oder in Sammler-Händen. „Es waren sehr lange keine Kunden mehr da, die mit D-Mark zahlen wollten“, sagt Nicole Weuster, die Leiterin der Neusser Kaufhof-Filiale. Theoretisch sei das an der Zentralkasse im zweiten Obergeschoss noch immer möglich.

Auch Kaufland hatte im vergangenen Januar eine D-Mark-Aktion. „Wir wollten unseren Kunden die Möglichkeit geben, einfach und bequem ihre DM-Bestände zum Einkaufen zu nutzen“, sagt Unternehmenssprecherin Andrea Kübler. Überaus erfolgreich dürfte das wohl ebenfalls nicht gewesen sein, denn das Unternehmen plant laut Kübler keine Wiederholung.

Eine etwas andere Erfahrung macht Horst Müller in seinem Geschäft. Zu dem Neusser Münzsammler kommen immer mal wieder Neusser mit D-Mark-Münzen oder Scheinen. „Die Leute bringen oft Massenware mit und glauben, es hätte einen hohen Wert“, sagt er. Dabei hätten nur wenige Münzen heute wirklich einen Sammlerwert. Etwa die 50-Pfennig-Stücke von 1950 mit der Inschrift „Bank Deutscher Länder“ und dem Buchstaben „G“. „Das ist die einzige Münze, die in sehr geringer Auflage geprägt wurde“, sagt Müller. Außerdem gebe es noch einige 5-Mark-Münzen, sogenannte Sonderprägungen.

Der Münzsammler ist kein Euro-Fan. „Es gibt eine unglaubliche Vielzahl an Prägungen“, sagt er verärgert. Schließlich präge jeder Staat eigene Sondermünzen. „Eine Flut von Münzen“, sagt Müller. Da mache das Sammeln keinen Spaß. Zum Glück seien deutsche Währungen auch ohne Euro spannend genug. „Wir haben eine tolle Münzgeschichte“, sagt Müller. Der aktuelle Katalog für deutsche Münzen zwischen 1600 und 2016 habe mehr als 1000 Seiten.

Wer bei Münzen Müller enttäuscht feststellt, dass seine Pfennige keine Sammlerstücke sind, hebt sie entweder trotzdem auf, oder geht zur Bank — und wird dort meist weggeschickt.

„Wir nehmen - wie die meisten anderen Kreditinstitute — bereits seit einigen Jahren keine DM mehr an“, sagt Sparkassen-Sprecher Raimund Franzen. Die Düsseldorfer Filiale der Deutschen Bundesbank an der Berliner Allee 14 nehme aber weiter ohne Beschränkung Scheine und Münzen an und tausche diese gegen Euro.

Für die Sparkasse hat die Währungsreform dennoch einiges verändert. Etwa das Sortengeschäft, also den Umtausch von Münzen. „Für alle Länder, die den Euro eingeführt haben, benötigen unsere Kunden nun keine Devisen mehr“, sagt Franzen. Als regional verwurzeltes Kreditinstitut habe die Sparkasse zwar nicht versucht, Geschäftsfelder in Europa aufzubauen. Doch unter den Firmenkunden sei „eine erhebliche Anzahl von mittelständischen Betrieben, die von der Einführung des Euro profitiert haben“, sagt Franzen.

Durch den Wegfall der Wechselkursrisiken und zur Absicherung notwendiger Devisentermingeschäfte lohne sich das Exportgeschäft auch für kleinere Unternehmen. „Besonders auch in unserer grenznahen Region“, sagt Raimund Franzen.

Auch die Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs in der Euro-Zone (Sepa) werte die Sparkasse als Erleichterung.

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