Von Neuss nach Ghana in eine andere Welt

Antonia Kluth hat im Rahmen des Sozialpraktikums Kinder in Ghana betreut.

Neuss. Das Sozialpraktikum des Gymnasiums Marienberg ist eine Erfahrung, die im Schulalltag nicht vorgesehen ist: Schülerinnen absolvieren drei Wochen lang ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung.

Seit 16 Jahren gibt es das Sozialpraktikum, und inzwischen weiß Karin Loosen vom Betreuungsteam genau, was die Mädchen erwartet: „Manchmal stoßen die Schülerinnen an ihre Grenzen. Jede kann aber jederzeit sagen: ’Ich möchte nicht’.“ Es seien aber gerade die komplexeren Situationen, die die Schülerinnen mit Stolz erfüllen, wenn sie sie gemeistert haben. „Ihnen wird viel Verantwortung übertragen. Das ist in der Schule nicht so.“

Im vergangenen Jahr erlebte Antonia Kluth das Sozialpraktikum in einer etwas anderen Form. Sie war fünf Wochen lang an der Messiah International School in Ghana und arbeitete dort mit Kindern. Die Schülerin musste wegen ihres Auslandsjahres in Italien 2009/2010 das Sozialpraktikum nachholen.

Nach einer langen Anreise wurde Antonia Kluth herzlich in Ghana empfangen. Das Haus, in dem sie untergebracht war, lag außerhalb der Hauptstadt Accra, die ihr zugeteilte Schule eine Stunde von ihrem Wohnort entfernt. Dort wurden Kinder im Alter von drei bis 16 Jahren, teilweise mit Behinderung, betreut und unterrichtet. Es wurde nur Englisch gesprochen. „Bedingt durch den großen Altersunterschied in meiner Klasse war der Wissensstand der einzelnen auch sehr unterschiedlich“, erzählt Antonia. So übte sie mit den ganz kleinen Kindern zum Beispiel den Umgang mit Kreide, dachte sich Zahlenspiele aus und machte Koordinationsübungen.

Die Herausforderung bestand für sie dabei vor allem darin, Vertrauen zu den teilweise traumatisierten Kindern aufzubauen. „In Ghana ist es leider immer noch Gang und Gebe, dass Kinder von ihren Lehrkräften gezüchtigt und geschlagen werden. Dies war eine sehr schockierende Erfahrung für mich“, sagt Antonia.

Trotzdem ist sie sich sicher, dass ihr Praktikum in vielerlei Hinsicht eine gute Erfahrung war: „Dinge des täglichen Lebens, die für uns eine Selbstverständlichkeit sind, bekommen in Ghana eine ganz andere Bedeutung. Ich durfte am eigenen Leib erfahren, dass es für viele Menschen auf der Welt nicht selbstverständlich ist, über fließendes Wasser oder Strom zu verfügen.“ Red

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