Verwaltungsaufwand verhindert Sprachkurse

Um die Flüchtlinge zu integrieren, bedarf es Deutschkurse. Der Wille ist da, doch das BAMF belegt die VHS mit zu hohen Anforderungen.

Grevenbroich. Der Bedarf an Deutschkursen für Flüchtlinge ist ungebrochen. „Die Nachfrage ist sehr groß, jeden Tag fragen bei uns Menschen an“, berichtet Julia Jendrny von „Recht auf Spiel“, eine der Initiativen, die sich um die insgesamt 950 Flüchtlinge in der Stadt kümmern. Doch es gebe zu wenig Angebote, „es dauert oft Monate, bis die Menschen einen Platz gefunden haben“, sagt Jendrny. Die Volkshochschule (VHS) könnte weitere Angebote ausrichten. Hinderungsgründe sind aber Raummangel und hoher Verwaltungsaufwand.

Rainer Hoffmann, VHS-Leiter

Eine gute Nachricht: Die VHS bietet für Grevenbroich und Jüchen in diesem Jahr zusätzlich vier Sprachkurse für jeweils bis zu 20 neu Zugewanderte ab 16 Jahren an, deren Asylantrag noch nicht anerkannt ist. Das ist eine Überbrückungslösung bis zum späteren Integrationskursus. „Wir haben jetzt die Genehmigung der Bezirksregierung, am 3. April startet der erste Kursus mit je 100 Unterrichtsstunden, er ist bereits belegt“, informiert VHS-Leiter Rainer Hoffmann. Finanziert werden die Kurse,einschließlich der Bücher, vom Land NRW. Daneben laufen bei der Volkshochschule drei vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanzierte Integrationskurse. Beispielsweise für Flüchtlinge, die ihre Aufenthaltserlaubnis seit 2005 erhalten haben, ist die Teilnahme verpflichtend. „Wir könnten einen vierten Kurs anbieten“, sagt Hoffmann, „doch der Verwaltungsaufwand, den das BAMF uns vorgibt, ist enorm. Wir müssen etliche Daten checken, beispielsweise den Anspruch auf Fahrtkostenerstattung prüfen und Statistiken erstellen.“ Dabei stünden für die gesamte VHS-Arbeit eindreiviertel Verwaltungsstellen zur Verfügung. Ein weiteres Problem: Es fehlen Räume. „Wir würden gern morgens einen zusätzlichen Kursus anbieten, doch unsere Räume sind belegt, und in den Schulen läuft dann der Unterricht“, sagt Hoffmann.

Das Raumproblem kennt auch Angelika Ingendae vom Bildungswerk der Arbeiterwohlfahrt. „Wir wissen vom Jobcenter, dass mehr Alphabetisierungskurse nötig sind für Menschen, die etwa in Folge von Krieg nicht schreiben gelernt haben. Doch wir finden keine geeigneten Räume“, sagt Ingendae. Bei der Awo in Grevenbroich laufen bereits rund zehn Integrationskurse sowie Sprachangebote im Rahmen von KompAS-Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit, bei denen Teilnehmer auch berufliche Praxis erhalten. Bei der Bundesagentur in Mönchengladbach betont Sprecherin Karin Schliffke: „Unsere Förderkette bei Jobcenter und Bundesagentur steht“, bei Integrations- und KompAS-Kursen sei das Angebot ausreichend. Doch bei den vom BAMF getragenen Alphabetisierungskursen „ist Luft nach oben“, bestehe weiterer Bedarf.

Neben all diesen Angeboten organisieren in mehreren Stadtteilen ehrenamtliche Initiativen Kurse. Doch die Möglichkeiten sind bei allem Engagement begrenzt. „Viele Ehrenamtler haben nicht die Zeit, einen Kursus an vier, fünf Tagen in der Woche zu betreuen“, sagt Jendrny.

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