Verwaistes Lamm ist schon fast ein Hund

Ein junges Lamm wird in Horrem mit der Flasche aufgezogen. Nebenbei spielt es gern mit Hunden.

Verwaistes Lamm ist schon fast ein Hund
Foto: Lothar Berns

Dormagen. Auf den Wiesen von Herbert Lüpschen hinter dem Hotel Weilerhof in Horrem ist tierisch was los: Damwild und zahlreiche Bienenvölker führen ein beschauliches Leben. Seit knapp drei Wochen fühlt sich ein weiterer Bewohner dort pudelwohl: Ein Schäfchen, das keinen Namen hat, wird dort von Hartmut Aschenbruck mit der Flasche aufgezogen. Das Besondere: Es hat keine Berührungsängste mit den beiden Labradoren des Jägers. Im Gegenteil: Das vier Wochen alte Lamm und die Hunde Ben und Lilli toben über das Gras, springen gemeinsam nach Leckerlis, die Aschenbruck ihnen zuwirft. Auch wenn die Hunde schneller sind und das Lamm sowieso nur Ziegenmilch trinkt, gibt das Schäfchen nicht auf, sondern hüpft fröhlich mit seinen tierischen Freunden umher.

Verwaistes Lamm ist schon fast ein Hund
Foto: Lothar Berns

Laute gibt das Lamm, das fröhlich mit dem Schwanz wedelt, nicht von sich — weder blökt es, noch bellt es, dabei würde das nicht einmal verwundern, wie Aschenbruck lachend feststellt: „Es denkt, es sei ein Hund.“

Das verwaiste Lamm, das wie selbstverständlich zum Rudel dazugehört, ist mit den beiden Labradoren Ben und Lilli „aufgewachsen“. Es war gerade mal zwei Tage alt, als es der Tierfreund am Gründonnerstag von der Dormagener Feuerwehr übernahm, die es im Naturschutzgebiet Grind gefunden hatte. „Der Besitzer war nicht aufzutreiben, es gehörte auch nicht dem Schäfer, der am Rhein seine Tiere weidet“, sagt Aschenbruck (63). Als Jäger war es für ihn selbstverständlich, die Hege eines vereinsamten Tieres zu übernehmen. „Es hing noch die Nabelschnur an ihm, das junge Leben musste gerettet werden.“

Da er Ostermontag mit seiner Frau und beiden Hunden in den Campingurlaub fuhr, kam das Lamm kurzerhand mit. Mit Babywindeln wurde das Schaf als „stubenrein“ erklärt. Anschließend lebte es im Wohnzimmer der Familie, bevor es Anfang April sein neues Zuhause in Horrem fand. Dort bleibt es noch knapp drei Wochen, bis es regelmäßig Gras frisst und an eine „richtige“ Schafherde Anschluss finden kann. „Schäfer Mossa, der die Rheinwiesen beweidet, wird es aufnehmen“, sagt der „Lamm-Vater“, der es sechsmal am Tag mit einer Flasche Milch füttert — da Schafsmilch kaum zu bekommen ist, muss Ziegenmilch das Schäfchen am Leben halten. „Ich habe schon überall in den Supermärkten die Ziegenmilch-Vorräte aufgekauft“, erzählt er schmunzelnd.

Auch das Damwild vom Gehege nebenan schaut interessiert zu, wie Lamm und Hunde miteinander toben. Überrascht ist Aschenbruck, dass sich die Labradore so einiges von ihrem Schaf gefallen lassen und sogar die Milchflasche teilen.

Wenn er keine Zeit hat, übernimmt die Familie Lüpschen die Versorgung des „Flaschen-Lamms“. Herbert Lüpschens Enkel Jannes ist begeistert: „Das macht richtig Spaß.“ Seine Mutter Astrid sucht auf der Facebook-Seite ihres Hotels Weilerhof nach einem passenden Namen fürs männliche Schäfchen. Die Vorschläge reichen von „Elvis“ bis „Manni, wie unser Brudermeister“.

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