Uneinigkeit über die Gestaltung des Platzes der Deutschen Einheit

Die Bürger wollen keine Neugestaltung. Die löse die Probleme nicht.

Grevenbroich. Der Platz der Deutschen Einheit ist das Bindeglied zwischen Bahnhofsquartier und Fußgängerzone. Im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungs-Konzepts (ISEK) soll er neugestaltet werden. Die Stadt stellte jetzt im Rahmen eines Bürgerforums zwei Pläne vor: die Varianten A und B. Doch im Laufe des Abends machten viele Anlieger deutlich, dass sie lieber Variante C wollen, nämlich keine Neugestaltung. Die Variante A („Platz aus einem Guss“) sieht eine niveaugleiche Fläche mit zusätzlichen Bäumen vor, die auch in Hochbeeten gepflanzt werden sollen, als Trennelement zur Rheydter Straße hin. Bei der Variante B („Platz als Bühne“) soll die zentrale Fläche um bis zu 30 Zentimeter angehoben werden, der alte Baumbestand bliebe erhalten.

Doch mit 300 Unterschriften machten Anlieger deutlich, dass sie „Nein“ zur Neugestaltung sagen. Ein umgestalteter Platz könne die Probleme im Viertel nicht lösen, sagte Caroline Uhle-Kilian, die eine Unterschriftenliste an den Beigeordneten Florian Herpel übergab. „Wir haben ein soziales, kein infrastrukturelles Problem“, betonte Uhle-Kilian mit Blick auf das Bahnhofsquartier und die „massenhaft alkoholisierten Menschen“, die dort täglich anzutreffen seien. Würde der Platz aufgehübscht — so die Befürchtung — würden sich noch mehr Alkoholsüchtige dort aufhalten.

„Wie soll die soziale Problematik im Viertel überhaupt in Angriff genommen werden?“, fragte Geschäftsmann Fred Leven. „Selbstverständlich gehören Fragen zur Sozialkonzeption dazu“, so Herpel. Er stellte den Anwohnern ein Quartiersmanagement sowie „weitergehende Maßnahmen“ in Aussicht. Der Beigeordnete sprach aber auch den Zeitdruck an. Die Platzgestaltung müsse jetzt definiert werden, weil der ISEK-Förderantrag termingebunden sei und bis November abgegeben werden müsse, um Zuschüsse zu erhalten.

„Mich irritiert die Reihenfolge ihres Tuns“, kritisierte Anlieger Heiner Schnorrenberg. „Sie können doch nicht einfach bauen, und dann Probleme lösen.“ Zumal vollkommen unklar sei, welche Folgekosten für die Anlieger entstünden. Zudem müsse es bei der jetzigen Verkehrsführung bleiben. Käme — wie geplant — die Einbahnregelung auf der Rheydter Straße, beschädige sie massiv das Geschäft der Händler.

In dieses Thema hat sich jetzt auch der Einzelhandelsverband NRW eingeschaltet. Hauptgeschäftsführer Peter Achten rät den Verantwortlichen aus Grevenbroich, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen. „Viele besorgte Einzelhändler haben sich bei uns gemeldet“, sagt Achten. „Sie haben Angst, dass sich die Erreichbarkeit ihres Viertels durch eine Einbahnstraße deutlich verschlechtern wird.“ Sein Appell: Alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen, um das Verkehrskonzept zu besprechen. Das gelte auch für den einjährigen Probebetrieb, der von CDU und SPD beantragt wurde.

Was die Gestaltung des Platzes betrifft: Das Thema wird nun politisch in den Gremien des Stadtrates diskutiert.

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