Ultimatum für Wanderarbeiter

Eine Gruppe Tinker hat einen Platzverweis erhalten. Sie sollen bis heute Morgen den Kirmesplatz räumen.

Ultimatum für Wanderarbeiter
Foto: L. Berns

Neuss. Die Wagenburg auf dem Kirmesplatz muss bis heute früh geräumt sein. Das teilten Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes der Gruppe irischer Wanderarbeiter, die sich am Sonntagnachmittag mit etwa 90 Caravan-Gespannen auf dem TüV-Gelände breitgemacht hatte, gestern mit. Der Platzverweis wurde nach Darstellung von Pressesprecher Tobias Spange mit einem Ultimatum verbunden: Ist der Platz um acht Uhr nicht geräumt, wird die Stadt mit Polizeiunterstützung und beauftragten Abschleppunternehmen „nachhelfen“.

Formal begründet die Stadt den Platzverweis gegen den illegalen Mobilstellplatz mit der Neusser Kirmes am letzten Augustwochenende. „Die Strom- und Wasseranschlüsse für die Schausteller müssen gelegt werden“, sagt Spange, zudem würden in Kürze die ersten Unternehmen anreisen und mit dem Aufbau der größeren Geschäfte beginnen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verwaltung diese Wanderarbeiter, die der Ordnungsamts-Beamte im Bereitschaftsdienst am Sonntag sich alleine nicht aufzusuchen getraute, nicht gerne innerhalb ihrer Stadtgrenzen sieht. Denn diese „Tinker“ genannten Gruppen sorgen nicht selten für Probleme.

Zuletzt machten die Tinker im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer Schlagzeilen. Anwohner beklagten gefährliche Fahrmanöver von jungen Angehörigen dieser Gruppe, die ihre Mädchen mit lauter Musik und quietschenden Reifen durch die Stadt chauffierten, andere fühlten sich durch die Hunde der Tinker in Angst und Schrecken versetzt. Die Polizei in Kevelaer berichtete zudem von Ruhestörungen. Die Stadt Kevelaer sah keine Möglichkeit, gegen dieses fahrende Volk, in dem nach eigenem Bekunden auch alle irgendwie miteinander verwandt sind, vorzugehen. Zunächst. Auf dem Stellplatz, den Kevelaer als Alternative für einen okkupierten Parkplatz anbot, kamen allerdings nur sieben von ursprünglich gut 90 Wohnwagen-Gespannen an. Der Rest verschwand am Sonntag Richtung Neuss, wie Spange bestätigen kann.

In der Quirinusstadt war es nach Angaben von Polizei-Sprecherin Diane Drawe bis gestern aber zu keinen Zwischenfällen gekommen. Unabhängig davon werde aber geprüft, ob Personen aus dieser Gruppe mit der Verfolgungsjagd zu tun haben, die vor etwas mehr als einer Woche Polizeibeamte in den Kreisen Neuss und Viersen in Atem hielt. Damals hatten vier Männer in einem Wagen mit irischem Kennzeichen das Weite gesucht, um sich einer Kontrolle zu entziehen. Nur zwei von ihnen konnten am Ende in Willich dingfest gemacht werden. Bekannt ist, dass die Tinker Teer- und Dachdeckerarbeiten anbieten — und das auch an der Haustür. Vor einigen Jahren war eine Frau aus Allerheiligen dabei hereingelegt worden. Schon damals warnte die Polizei, auf solche Offerten besser nicht einzugehen. Denn wer Aufträge an der Haustür erteilt, gerät — weil diese oft ohne Rechnung abgewickelt werden — in den Verdacht, Schwarzarbeit zu unterstützen. Und er hat keinerlei Garantieanspruch.

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