Thomas Bovermann setzt auf das Internet

Der Ratsherr wehrt sich gegen Vorwürfe und rechtfertigt seinen Fehlen bei Sitzungen.

Thomas Bovermann setzt auf das Internet
Foto: lber

Grevenbroich. Ratsherr Thomas Bovermann, genannt Tom Bovi, ist in der digitalen Welt angekommen — „schon lange vor vielen anderen“, wie er sagt. Via Facebook, Twitter & Co. habe er während seiner langen Krankheit seine Ratsarbeit vollwertig fortsetzen können. „Ich bin nur gewählt worden, weil ich schon seit zehn Jahren bei Facebook so aktiv bin“, ist Bovermann überzeugt. Dennoch hat der Vorsitzende der FBG wegen seiner langen Abwesenheit „in der analogen“ Sitzungswelt nun mächtig Druck bekommen. Die Ratsfraktion „Mein Grevenbroich“ hat einen Antrag an den Bürgermeister gestellt, zu prüfen, ob Bovermann seine Aufwandsentschädigungen zurückzahlen muss. „Mein Grevenbroich“ wirft ihm „ungerechtfertigte Bereicherung“ vor.

Dieser Antrag wurde am Donnerstagabend zwar in den Rat eingebracht, aber an den Ältestenrat weiterverwiesen, dem Bovermann ebenfalls angehört. Der soll am 28. September zusammenkommen mit Bovermann persönlich, wie er sich übrigens auch nach langer Abwesenheit in den poltischen Gremien am Donnerstag im Rat erstmals wieder sehen ließ. Das lange Sitzen sei ihm noch sehr schwergefallen und er habe auch wieder Schmerzen, beklagte er.

Die Anschuldigung der „ungerechtfertigten Bereicherung“ weist er entschieden zurück. Er habe sein Fehlen bei der Stadtverwaltung sowie dem Bürgermeister jedes Mal erklärt. Sogar der Justiziar der Stadtverwaltung habe ihm bestätigt, dass ihm kein Fehlverhalten vorzuwerfen sei. „Mir ist immer gesagt worden, dass die Aufwandsentschädigung auch im Krankheitsfall weiter gezahlt wird“, sagt Bovermann. Dabei gehe es um 295 Euro, die er für seinen Aufwand wie die Internetgebühren erhalte. Sitzungsgelder seien eben „mangels analoger Anwesenheit“ überhaupt nicht geflossen.“ Künftig hofft der 46-Jährige aber, gesundheitlich wieder in der Lage zu sein, auch körperlich bei Rats- und Ausschusssitzungen anwesend zu sein — so lange es noch kein Skypen oder eine Videokonferenzschaltung für gehandicapte Kommunalpolitiker gibt. Denn Bovermann betont, er sei nachweislich nicht nur 60 Prozent schwerbehindert, er sei auch bereits seit 2015 lungenkrank: „Und dann hatte ich im Januar 2016 einen schweren Unfall, bei dem ich mir die Wirbelsäule gebrochen habe“, berichtet er. Trotzdem habe er sogar aus dem Krankenhaus und aus der Reha per Facebook und Twitter weiter kommunalpolitisch gearbeitet. Er sei stets bestens informiert gewesen, betont er.

Viele „Freunde“ hat Bovermann in den vergangenen zehn Jahren per Facebook gesammelt, immerhin fast 2280 Abonnenten. Doch einer „Freundin“ habe er jetzt die „Freundschaft“ aufgekündigt: Martina Suermann, der Fraktionsvorsitzenden von „Mein Grevenbroich“. Sie erhebt in ihrem Antrag allerdings noch einen zweiten Vorwurf: Bovermann von der FBG und Walter Rogel-Obermanns (Die Linke) hätten sich zu ihrer Zweimann-Fraktion nur zusammengetan, um die Fraktionsgelder zu bekommen.

„Alles Blödsinn!“, schimpft Bovermann. „Wir haben das getan, weil wir gemeinsame Ziele haben. Das erste ist die dritte Gesamtschule für Grevenbroich“, kündigt er als Mitglied im Schulausschuss an, den er künftig auch wieder persönlich zu den Sitzungen besuchen will.

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