Südbadpläne stoßen auf Kritik

Für Bäderarchitekt Karl-Heinz Reuter ist der Sprungturmabriss unnötig.

Südbadpläne stoßen auf Kritik
Foto: Archiv

Reuschenberg. Der Abriss der Sprungtürme unnötig, die Kinder-Wasserwelt falsch platziert, das „Sanierungsvorhaben Südbad“ im Vergleich zu teuer, die ausgeschriebene Filteranlage zu klein dimensioniert und die Einbeziehung des Reuschenberger Sees in die Bäderlandschaft am Südpark am Ende wohl nicht machbar: Die Bewertung des Architekten Karl-Heinz Reuter lässt kaum ein gutes Haar an den Plänen der Stadtwerke-Tochter „Neusser Bäder und Eissporthalle“ (NBE) für das größte Bad im Stadtgebiet. Bevor sich der Aufsichtsrat der NBE am 8. September vermutlich abschließend mit den dann im Detail vorliegenden Plänen beschäftigt, macht Reuter seine Kritik nun öffentlich.

Die abgegebenen Stellungnahmen fallen höflich aus, doch lassen Verantwortliche wie der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Knipprath durchblicken, dass eine Einmischung nicht erwünscht ist. „Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung ist die eine oder andere Idee anders, als das, was wir im Aufsichtsrat besprochen und beschlossen haben“, sagt Knipprath. In der Tat wird Reuter von vielen zu den renommiertesten Experten in Sachen Bäderplanung gezählt. Mehr als 60 Frei- und Hallenbäder hat er in seiner 50-jährigen Laufbahn geplant. Mit weit über 100 Großbecken aus Edelstahl, die auf seiner Referenzliste stehen, gilt er als Experte für diese Technik, die auch im Freibad des Südbades Anwendung finden soll. Was die NBE vor seiner Haustür plant, lässt ihn aber nur den Kopf schütteln. „Viele der getroffenen Annahmen sind so nicht richtig.“

Das bestätigt — bei aller Zurückhaltung, weil ihm die erstellten Gutachten nicht vorliegen — auch Helmut Ständer, Gutachter und langjähriger Vorsitzender des Normenausschusses Sport- und Freizeitgerät, zumindest für die Sprunganlage.

Die wurde in dieser Saison gesperrt und soll abgerissen werden, weil, wie Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Lommetz bei Vorstellung der Südbad-Pläne im Mai darlegte, ein Gutachten zu dem Ergebnis kam, dass die Anlage nicht mehr den geltenden Normen entspricht. Das Becken sei demnach nicht tief genug, der Abstand zwischen den Sprungtürmen nicht ausreichend.

Dass dem Becken in der Tiefe zwei Zentimeter fehlen, könne er nicht als Stilllegungsgrund bewerten, entgegnet Ständer. Weil die Norm kein Gesetz sei, könne die Sicherheit auch durch die andere Maßnahmen gewährleistet werden. Das gilt nach Reuters Überzeugung auch für die nicht normgerechten Abstände zwischen den beiden äußeren Sprungtürmen und dem Beckenrand, die 10,4 beziehungsweise 9,5 Zentimeter betragen. Diese, so Reuter, „auf annähernd Null gehende Gefährdung“ könnte etwa durch Arretieren der Walzeneinstellungen an den Sprungbrettern beseitigt werden.

Dass die NBE anstelle des Sprungbeckens eine Kinder-Wasserwelt planen, nennt Reuter unvorteilhaft, auch weil der Weg bis zum Kiosk 100 Meter weit wäre — am Beckenrand entlang. Auf die seiner Überzeugung nach zu klein ausgeschriebene Filteranlage und die daraus resultierende Gefahr einer Verkeimung hat Reuter schon das Gesundheitsamt des Kreises hingewiesen. Seine Bedenken auch zum Reuschenberger See teilte er Bürgermeister Breuer mit.

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