Südbad sagt Turmsprung-Show ab

Die „Cologne Bombs“, die schon ein Sprung-Event organisiert haben, fühlen sich von der Bäderleitung hingehalten.

Neuss. Das Video zur „Extrem-Spring-Show“ 2015 im Neusser Südbad haben inzwischen fast 800 000 Zuschauer im Internet gesehen. Für die Turm- und Showspringer der „Cologne Bombs“ war das die beste Show in jenem Jahr, die auch den Anstoß zur Gründung eines Vereins gab — und sie war vor 5500 Zuschauern eine der besten der Vereinsgeschichte. Doch dieser Wettbewerb wird eine Episode bleiben, zumindest in der Freiluftvariante mit tollkühnen Sprüngen vom Zehn-Meter-Brett. Denn die Neusser Eissporthallen und Bäder GmbH wird die Sprungtürme abbrechen und sie schon in diesem Sommer sperren.

Der Düsseldorfer Tim Thesing und seine „Bombs“, hinter denen Athleten aus ganz Deutschland stehen, müssen deshalb ausweichen. Ihn ärgert, dass ihn die Bäderleitung bei der Planung für dieses Jahr lange hingehalten hat. „Die Absage kam dann erst kurz vor der Pressekonferenz, bei der der Abriss bekanntgegeben wurde“, sagt er. Und ihn wundert die Begründung. So sei den „Bombs“ nach drei Jahren mit erfolgreichen Wettbewerben mit dem Hinweis abgesagt worden, man wolle kein Event in dieser Form — damit nicht am Ende jemand auf die Idee kommt, doch noch die Frage nach dem Erhalt der Turmanlage zu stellen. Nächstes Jahr seien die „Bombs“ wieder gern gesehen. Dann allerdings steht ihnen nur die Sprunganlage im Inneren des Südbades zur Verfügung. Maximale Bretthöhe: drei Meter.

Tim Thesing, Sprecher der „Cologne Bombs“

Derartige Aussagen — wenn sie denn so gefallen sein sollten — wären kein offizielles Statement der Stadtwerke und ihrer Bäder-Tochter, betont Stadtwerkesprecher Jürgen Scheer. Man habe den Veranstaltern im Gegenteil frühzeitig signalisiert, dass es in diesem Jahr möglicherweise nichts mit dem Wettkampf werden könnte, sagt Scheer. Er hat für die Entscheidung, sich nicht früher eindeutig pro oder contra festlegen zu können, eine einfache Begründung: „Wir wollten das Gutachten abwarten.“

Jenes Gutachten, das der Geschäftsführung wie auch der Bäderleitung zwei Dinge vor Augen führte: Dass die Abmessungen des Sprungbeckens, das auch nicht überall die angezeigten 4,80 Meter tief ist, nicht ausreichen. Und dass die seitlichen Abstände zwischen den einzelnen Sprungebenen der Drei-, Fünf-, Sieben- und Zehnmeter-Bretter nicht ausreichen. Weil es wegen dieser Abstände auf anderen Türmen schon zu Unfällen mit schweren Verletzungen gekommen ist, riet der Gutachter, den Turm in dieser Saison gar nicht erst zu öffnen. Und die Aufsichtsgremien folgerten daraus, das Sprungbecken für Schwimmer freizugeben, die Fläche aber ab dem Herbst in eine Wassererlebnis-Landschaft für Kleinkinder umzuwandeln. Ohne Sprunganlage, die in diesem Zuge ersatzlos beseitigt wird.

Erhalten bleibt die Turmanlage im Hallenbad, für die die „Cologne Bombs“ für 2019 nach Darstellung von Tim Thesing so gut wie gebucht sind. Aber auch Scheer weiß: „Draußen zu springen, ist natürlich attraktiver.“ Das aber klappt ohnehin nur bei schönem Wetter. „Bei Regen gehen wir eh rein“, sagt Thesing.

Seine 30-köpfige Truppe plant für dieses Jahr trotzdem eine Serie von etwa 18 Shows — verteilt auf Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern. Jeweils drei Mal am Tag sind Sprungvorführungen vorgesehen. Dabei gehen Springer an den Start, die ihre Professionalität nach Thesings Angaben durch die Teilnahme an nationalen und internationalen Wettkämpfen unterstreichen. Wie zum Beispiel bei der Europameisterschaft im „Cliffdiving“, „Extreme Blobbing“, „Highdiving“ oder bei der „Splashdiving-Weltmeisterschaft“. Im Werbematerial dazu fügt Thesing immer auch Material über Events im Neusser Südbad an, wo die „Bombs“ schon drei Mal waren.

„Die Sprünge sind wirklich spektakulär. Es ist außergewöhnlich, was alles von dort oben machbar ist“, äußerte Bäderbetriebsleiter Alexander Bride nach einem solchen Event. Bride warnte aber auch vor den Gefahren des Turmspringens. „Es gehört eine Menge Mut und Können dazu. Unsere Gäste sollten dies nicht nachzumachen versuchen.“ Können sie auch nicht. Denn die Leitern am Turm werden abmontiert.

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