Stadtverordnete dürfen nicht mehr zu „Zog, Zog“

Das Neusser Komitee entschied, mit der Tradition zu brechen.

Stadtverordnete dürfen nicht mehr zu „Zog, Zog“
Foto: woi

Neuss. Die Mitglieder des Hauptausschusses müssen sich eine andere Bühne suchen, auf der sie sich dem Wahlvolk als politische Prominenz der Stadt präsentieren können. Die Bühne in der Stadthalle und die „Zog, Zog“-Versammlung stehen dafür nicht mehr zur Verfügung. Das Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins bricht nämlich mit der Tradition, die männlichen Mitglieder des Hauptausschusses einzuladen, wenn die Bürger und Bürgersöhne aufgerufen sind, die sogenannte Kardinalfrage zu beantworten.

Die Entscheidung dazu fiel Mitte Juni in der Komiteesitzung, berichtet Schützenpräsident Martin Flecken. Dabei wurde aber nicht für alle gewählten Politiker die Tür zu gemacht. Im Gegenteil. Der Landtags- und der Bundestagsabgeordnete sollen auch künftig auf der Bühne Platz nehmen dürfen. Das soll, so Flecken, die überstädtische Bedeutung des Festes unterstreichen. Und der Bürgermeister bleibt als Gast der Veranstaltung ebenfalls gesetzt. Mit dieser Konstellation — und der gegenwärtigen Besetzung dieser politischen Ämter — nimmt das Komitee den Debatten die Spitze, Frauen zu dieser Veranstaltung zuzulassen. Sollte einmal eine Frau einen dieser drei Posten bekleiden, müsse neu gedacht werden, sagt Flecken. Der neue Schützenpräsident glaubt aber nicht, dass das Argument „Tradition“ zum Ausschluss weiblicher Mandatsträger herangezogen wird.

Die Stadtverordneten nicht mehr aufs Podium zu bitten, hat noch andere Gründen. Mit der Entscheidung, im jeweiligen Jahr Schützenfest zu feiern, ging es früher in dieser Versammlung auch um Steuergroschen. Damit war die Präsenz der Politiker erklärbar. Doch einen Zuschuss der Stadt erhalten die Schützen nicht mehr. Zudem missfiel dem Komitee, dass nicht mehr nur die ordentlichen Mitglieder des Hauptausschusses kamen, sondern Vertreter — die diese Bühne gerne nutzen. -nau

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