Stadtkasse mit Schokolade freut die Narren

Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus kann dem Ansturm der Möhnen nur kurz standhalten.

Kaarst. Nach der „Ära Moormann“ stellte sich so mancher Stammgast vor dem Ratshaussturm gestern die Frage: Wie würde die „Neue“, Bürgermeistern Ulrike Nienhaus, sich bei dem traditionellen Karnevalstermin schlagen? „Das hat sie gut gemacht“, sagte Else Bederke, die die Möhnen zum wiederholten Male anführte.

Doch der geballten Erfahrung von Bederke und ihren Mitstreiterinnen Renate Dreisbach, Marianne Kollenbroich und Renate Möring hatte die Verwaltungschefin nicht viel entgegenzusetzen. Mochte Nienhaus den Stadtschlüssel anfangs noch so eisern festhalten — nur zu bald musste sie ihn den Möhnen überlassen. Daran änderte auch die männliche Unterstützung durch den Ersten Beigeordneten Sebastian Semmler und Stadtkämmerer Stefan Meuser nicht viel, die schließlich die „Stadtkasse“ voller Schokotaler hergaben. Sehr zur Freude der Jecken, die zahlreich ins Bürgerhaus gekommen waren, um gemeinsam den Auftakt der tollen Tage zu feiern.

Noch etwas matt hatte zuvor das eine oder andere „Helau“ geklungen. Das änderte sich schnell, als Moderator Manfred Brendel von der Ersten Kaarster Narrengarde Blau-Gold das Mönchengladbacher Trompetencorps 1992 Schwarz-Weiß ankündigte und stimmgewaltig ins Lied „Kornblumenblau“ einfiel. Sofort hakten sich die Kostümierten ein, schunkelten und sangen.

Dass sie vorausschauend handelt, bewies Ulrike Nienhaus damit, dass sie vor der Preisgabe der Stadtkasse einen „Notgroschen“ — eine Dose mit weiteren süßen Talern — in Sicherheit gebracht hatte. Den zeigte sie unter dem Applaus der Zuschauer vor — um ihn kurz darauf an die kleine Mira aus der Tanzgarde der Blau-Goldenen, die gestern sechs Jahre alt wurde, zu verschenken. Da hatten Mira und die übrigen 26 Tänzerinnen das Publikum schon mit ihren Darbietungen erobert.

Manfred Brendel wurde daraufhin kurz ernst. Er sprach die Haushaltssperre an, die der Rat Ende 2015 verhängt hatte, und zitierte Nienhaus, dass alles auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Seinen Appell „Finger weg von der Kultur!“ quittierten die Zuhörer mit zustimmendem Beifall.

Jubelnden Applaus erhielten andere Gäste: Spontan war Deutschlehrerin Daniela Pütz-Bondzio mit 16 Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak und Eritrea, die ihren Sprachkursus bei der Volkshochschule besuchen, ins Bürgerhaus gekommen, um den Karneval zu erleben. „Wir haben heute Morgen im Unterricht zur Vorbereitung bereits ,Helau’-Rufe geübt“, sagte Pütz-Bondzio. Auf die Frage wie es ihren Gästen gefiel, gab’s von ihnen ein eindeutiges „Daumen hoch“.

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