St. Martin: "Weil er Leuten in Not geholfen hat"

Viele 100 Kinder beim stimmungsvollen Zug durch die Innenstadt.

Neuss. Mit klingendem Spiel bewegt sich der Zug durch die Innenstadt. Jungen und Mädchen der Innenstadtschulen und Kindergärten, kleine und ganz kleine, folgen St. Martin, der wie es sich gehört mit Rauschebart und rotem Mantel auf einem Schimmel voranreitet.

„Ich geh mit meiner Laterne“: Allein 200 Kinder der Kreuzschule präsentieren stolz ihre natürlich selbst gebastelten Leuchten. Laternen in Tüten, kleine Gesichter unter Kapuzen, Eltern mit Schirmen — wen störte es schon. Teils Hand in Hand gehen sie vom Quirinus-Gymnasium zum Markt, begleitet von Kapellen, in denen auch kleine Nachwuchsmusiker zeigen, dass sie die Martinslieder beherrschen.

„Ich will auch wieder Kind sein“, entfährt es einer jungen Frau am Straßenrand. Zustimmendes Nicken von rechts und links. Nicht nur St. Martin grüßt huldvoll, auch etliche Kinder winken mehr oder weniger schüchtern den Zuschauern zu.

Laternen und Musik, Lichter, Fackeln und die bekannten Lieder — das macht den Reiz für die Kinder aus. Sicherlich auch, dass sie im Anschluss zum Gribschen gehen. Doch dass es um mehr geht, wissen viele der kleinen Martinssänger. Für Vinzenz, Tom und Clement vom Quirinus-Gymnasium ist klar: Ein Heiliger ist St. Martion. Warum? Er habe eben seinen Mantel mit dem Bettler geteilt, sagt einer aus der Gruppe. „Und das würde einfach so doch wohl kaum einer machen.“ Auch Holger, Sofia und Julius wissen, warum sie sich an St. Martin erinnern. „Weil er den Leuten, die in Not waren, geholfen hat.“

„Großer Gott, wir loben dich“ erklingt zum Abschluss am Freithof. Der Vorschlag, ein „Sonne, Mond und Sterne-Fest“ könnte den klassischen St. Martin ersetzen, sorgt für Kopfschütteln und einhellige Ablehnung. „Wir sprechen über das Thema Teilen im Unterricht. Und natürlich gehen die Kinder mit Migrationshintergrund gern mit“, sagt Barbara Faßbender-Schlüter, Lehrerin an der Kreuzschule. Und dann geht’s ans Singen. Die Nachbarn warten doch schon, sagt Sonja (5): „Und ich kann alle Texte.“

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